Frauen dürfen im Job Stöckelschuhe ablehnen
Politiker in Kanada wollen mit einem neuen Gesetz gegen sexistische Kleidungsvorschriften vorgehen. Viele Frauen werden es ihnen danken.
Kanada geht gegen Bekleidungsvorschriften am Arbeitsplatz vor und will den Zwang zu Schuhen mit hohen Absätzen abschaffen.
Stöckelschuhe bei der Arbeit sind für viele Frauen eine Qual. Oft hinterlassen sie Schmerzen und Druckstellen. Trotzdem erwarten Arbeitgeber von weiblichen Angestellten mitunter das Tragen hoher Absätze, etwa beim Bedienen im Restaurant, beim Empfang wichtiger Kunden oder im Büro.
Maggie Lauzon kann ein Lied davon singen. Sie hatte für eine Restaurantkette in Vancouver gearbeitet und sollte bei der Arbeit Absätze von mindestens fünf Zentimetern Höhe tragen – so sahen es die betrieblichen Kleidervorschriften vor. „Wenn wir nach der Arbeit unsere Schuhe auszogen, hatten wir oft Blut an den Füßen oder sogar ganze Zehennägel verloren“, erklärte sie der Zeitung „The Province“. Als sie sich schließlich weigerte, weiterhin Stöckelschuhe zu tragen, wurde sie entlassen.
Nun wollen Politiker in Kanada den Zwang zu hohen Absätzen verbieten. „Diese Praxis muss aufhören“, erklärte Christy Clark, Regierungschefin der westkanadischen Provinz British Columbia, Die Kleidungsvorschriften mancher Arbeitgeber seien nicht nur altmodisch, in Zeiten der Gleichberechtigung von Frauen und Männern seien sie auch unangebracht, erklärte Clark.
Ein neues Gesetz soll Frauen wie Maggie Lauzon nun Erleichterung verschaffen. Danach soll es Arbeitgebern in British Columbia künftig verboten werden, etwa Frauen zu Stöckelschuhen zu zwingen. Vielmehr müssen Schuhvorschriften in Betrieben so abgefasst werden, dass sie für alle Angestellten gleichermaßen gelten. Der ursprüngliche Entwurf gegen die sexistischen Vorschriften war von den Grünen eingebracht worden.
In der Praxis dürften die geplanten Vorschriften dazu führen, dass Frauen hohe Absätze nur noch freiwillig tragen werden. Der Restaurantund Gaststättenverband der Provinz unterstützte das Vorhaben, das in British Columbia über alle Parteigrenzen hinweg gelobt wurde und in Kürze verabschiedet werden soll. Viele weibliche Angestellte in der Branche zeigten sich erleichtert.
Kanada steht mit diesen Bemühungen für mehr Geschlechtergerechtigkeit nicht allein da. Auch in Großbritannien gibt es eine Debatte über Stöckelschuhe. Dort war eine ehemalige Empfangsdame einer renommierten Unternehmensberatung entlassen worden, weil sie entgegen den betrieblichen Vorschriften mit flachen Schuhen zur Arbeit gekommen war. Daraufhin hatten 150.000 Briten eine Petition an das Parlament unterschrieben, das sich mit dem Thema befassen muss.
Auch in den USA haben Experten Absätze im Visier. Der Fachverband der amerikanischen Physiotherapeuten hatte 2015 eine Studie zu den gesundheitlichen Folgen von Stöckelschuhen veröffentlicht.
Zu den häufigsten langfristigen Gesundheitsgefahren von hohen Absätzen gehören nach Angaben des Fachverbands der Fußspezialisten von British Columbia Knochenprellungen, Brüche, eingequetschte Nerven und Arthritis.