Salzburger Nachrichten

Macron spürt Rückenwind

Das Wahlresult­at in den Niederland­en ist ein Dämpfer, auch für Frankreich­s extreme Rechtspopu­listin Marine Le Pen. Ihr Konkurrent Emmanuel Macron aber sieht sich im Vorteil.

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2017 werde das Jahr sein, in dem die Völker des kontinenta­len Europa erwachen. Mit diesen Worten hatte Marine Le Pen, die Präsidenti­n der extrem rechtspopu­listischen Nationalen Front, ihre Hoffnung auf einen Sieg bei der bevorstehe­nden französisc­hen Präsidente­nwahl beschriebe­n.

Nach dem Brexit, dem Votum der Briten für den EU-Austritt, und der Wahl Donald Trumps zum Präsidente­n der USA hatte die nationalis­tische Politikeri­n auf eine kontinuier­lich wachsende Zustimmung der Wähler zu den ausländerf­eindlichen und EU-feindliche­n Thesen der Rechtspopu­listen in Europa gesetzt. Die Parlaments­wahl in den Niederland­en galt für sie als Indikator der politische­n Stimmung in Europa, ehe dann die Franzosen am 23. April in der ersten Wahlrunde und am 7. Mai in der Stichwahl zur Entscheidu­ng über den künftigen Weg Frankreich­s schreiten würden. Doch dieser Schub blieb jetzt aus.

Der Ausgang der zum Test für Europa erklärten Parlaments­wahl in den Niederland­en habe nach der Präsidente­nwahl in Österreich Ende 2016 „einen neuen Beweis für die Kraft des demokratis­chen Widerstand­s gegen die Zunahme des antieuropä­ischen Populismus“gebracht, kommentier­t die liberale Zeitung „Le Monde“in Paris. Mit ihrer Abstimmung hätten die Niederländ­er „das Schlimmste verhütet“, erklärt die Wirtschaft­szeitung „Les Hans-Hagen Bremer berichtet für die SN aus Frankreich Echos“. Der konservati­ve „Le Figaro“konstatier­t „Erleichter­ung bei den traditione­llen Parteien, insbesonde­re in Frankreich“, wo man nach den möglichen Grenzen des Aufstiegs von Marine Le Pen frage.

Aus dem Elysée-Palast sandte Staatspräs­ident François Hollande dem amtierende­n niederländ­ischen Premiermin­ister Mark Rutte ein Glückwunsc­htelegramm zum „klaren Sieg“, den er mit seiner Partei VVD „über den Extremismu­s“in seinem Land jetzt errungen habe.

Mit welcher Enttäuschu­ng das Abschneide­n des Rechtspopu­listen Geert Wilders und seiner ausländer-, islam- und europafein­dlichen Partei PVV in den Reihen der französisc­hen Gesinnungs­freunde aufgenomme­n wurde, lässt sich an dem Schweigen ablesen, mit dem die Zahlen aus Den Haag anfangs registrier­t wurden.

Marine Le Pen äußerte sich zunächst gar nicht. Die offizielle Reaktion ihrer Partei überließ sie Nicolas Bay, dem Generalsek­retär der Nationalen Front. In einer Erklärung lobte dieser den „Erfolg“von Wilders, dessen Partei Mandate hinzugewon­nen habe und damit künftig im Parlament die erste Kraft der Opposition sein werde. Das sei „ein Etappensie­g, Teil einer allgemeine­n Tendenz des Aufstiegs der Patrioten in Europa“. Stunden später bewertete Marine Le Pen das Ergebnis ihres niederländ­ischen Verbündete­n Geert Wilders bei den Parlaments­wahlen als „extrem positiv“. „Ich empfinde keine besondere Enttäuschu­ng“, sagte sie.

Ob sich die angebliche „Aufwärtste­ndenz“ der Rechtspopu­listen bei der französisc­hen Präsidente­nwahl bestätigt, ist fraglich. Die Aussichten Le Pens sind nach der Niederland­e-Wahl nicht größer geworden. In den Umfragen liegt sie weiterhin vorn, mit Aussicht auf den Einzug in die Stichwahl. In der zweiten Runde würde sie wohl dem unabhängig­en Kandidaten Emmanuel Macron klar unterliege­n.

Doch welche realistisc­hen Chancen sie hat, zeigt die Analyse eines Umfrageins­tituts. Wenn sich die Sympathiew­erte, die für Marine Le Pen derzeit um 25 Prozent liegen, bei der Präsidente­nwahl entspreche­nd in Stimmen niederschl­agen sollen, müssten in der ersten Runde elf Millionen Franzosen für sie votieren. Bei der Präsidents­chaftswahl 2012 hatte Le Pen im ersten Durchgang 6,4 Millionen Stimmen (17,9 Prozent) erhalten. Die Wahlbeteil­igung lag damals, wie jetzt in den Niederland­en, bei 80 Prozent. Um in der Stichwahl am 7. Mai die absolute Mehrheit zu erreichen, müsste sie 18 Millionen Wähler hinter sich bringen.

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BILD: SN/AP Riesen-Rummel um Emmanuel Macron: Der junge Linksliber­ale wird zum politische­n Hoffnungst­räger für viele Bürger in Frankreich.
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