Die AUA fliegt dem Ertragsziel noch hinterher
Mehr Passagiere, 20 Prozent höherer Gewinn. Das reicht aber nicht angesichts drohender Turbulenzen, warnt AUA-Chef Kay Kratky.
WIEN. Die Bilanz der Austrian Airlines für das Jahr 2016 enthält eine doppelte Botschaft. Auf der einen Seite steht eine Ergebnisverbesserung um 20 Prozent, das Ergebnis vor Steuern und Zinsen (Ebit) stieg auf 65 Mill. Euro (nach 54 Mill. Euro 2015). Es ist das vierte positive Ergebnis in Serie, die Gesamterlöse verbesserten sich um zwei Prozent auf 2,29 Mrd. Euro. Und die Zahl der Passagiere stieg 2016 gegenüber dem Jahr davor um eine halbe Million oder fünf Prozent.
Aber ein genauerer Blick auf die am Donnerstag präsentierten Zahlen legt auch Schwachpunkte offen. Der Aufwand kletterte um 1,3 Prozent, auch die Stückkosten legten zu – während die Auslastung um zwei Prozentpunkte auf 76,1 Prozent sank. Man habe die Verbesserungen „bei Schönwetter mit Rückenwind“erreicht, räumt AUAFinanzchef Heinz Lachinger ein. Dazu gehören die gesunkenen Treibstoffpreise, der Einmaleffekt eines günstigeren Mietvertrags mit dem Flughafen Wien sowie mehr Frequenzen dank des von der Mutter Lufthansa übernommenen „Nachbarschaftsverkehrs“, also der Strecken zwischen Österreich und Deutschland. Lachinger verhehlt nicht, dass er sich größere Beiträge aus dem Kerngeschäft – dem Fliegen – erhofft hätte. Da sei man zwar positiv gewesen, „aber nicht ausreichend profitabel“. Gründe dafür gibt es mehrere, etwa Warnungen vor Reisen nach Europa in China und den USA nach Terroranschlägen.
Für den AUA-Finanzchef ist 2016 „ein positives Zwischenergebnis, aber wir wollen besser sein“. Das ist auch notwendig, um wie geplant nachhaltig in die schwarzen Zahlen zu fliegen. Die Sondereffekte des Vorjahres fallen künftig weg und der Treibstoffpreis dreht schon wieder nach oben. Um bessere Ergebnisbeiträge zu erzielen, verhandelt die AUA unter anderem mit dem Flughafen Wien und anderen Partnern günstigere Tarife. Die halbierte Ticketsteuer sei ein Teilerfolg.
Auf der Langstrecke sei man insgesamt positiv, betont Kratky. „Aber nicht alle Strecken erfüllen die Erwartungen.“Hongkong etwa habe „großes Potenzial, das wir noch heben müssen“. Neue Strecken bräuchten einige Zeit, bis sie profitabel seien, auf zwei Jahre Sicht durchaus positiv.
Die Lufthansa-Billigflugtochter Eurowings, die ebenfalls aus Wien operiert, versteht Kratky nicht als Konkurrenz. Sie sei ebenso wie die AUA „ein Element aus dem Werkzeugkasten, um als Konzern optimal agieren zu können“. Denn Wien habe im Unterschied zu anderen Lufthansa-Drehkreuzen wie Frankfurt oder Zürich schärfere Konkurrenz durch Low-Cost-Anbieter. Hier gehe es darum, Wettbewerbern „klare Kante zu zeigen“.
Auch die staatliche Emirates, die als einzige Airline Wien mit dem Großraumflugzeug A380 anfliegt, bekommt ihr Fett ab. Es sei „völliger Unsinn, Verkehrsströme künstlich über einen Wüstenstandort umzuleiten“, sagt Kratky, mit Industrielogik sei das nicht zu argumentieren.
Ähnlich pointiert lautet Kratkys Kommentar zum Verbot einer drit- sei die ten Start-und-Lande-Bahn am Flughafen Wien-Schwechat durch das Bundesverwaltungsgericht: Das sei international ein „fatales Signal“, das die Planbarkeit von Großprojekten in Österreich infrage stellen könnte. Die AUA komme vorerst mit zwei Pisten aus, „aber langfristig muss das schon diskutiert werden“. Wann man konkret an Wachstumsgrenzen stoßen werde, sei mangels Planbarkeit nicht klar zu beantworten und daher spekulativ.
Auch bei Ergebniszahlen wollen sich die AUA-Chefs nicht mehr festlegen. Das im Herbst 2015 ausgegebene Ziel von 100 Mill. Euro Gewinn bis 2018 sei „weder bestätigt noch abgesagt“, heißt es. Kratky beschreibt es mit einem Bild aus der Branche. Die AUA sei im Steigflug, habe aber instabiles Wetter vor sich. „Wir werden da durchsteuern, haben aber die Anschnallzeichen angemacht.“
„Wir müssen in Wien klare Kante zeigen.“