Stefan Kraft hat Nerven wie aus Stahl
Einen Tag nach der Windlotterie in Trondheim holte der ÖSV-Adler die Raw-Air-Führung zurück.
TRONDHEIM. Stefan Kraft kann wieder lächeln. Nachdem es ihn am Mittwoch in der Qualifikation für das Springen in Trondheim regelrecht vom Winde verweht hatte und er mit Platz 27 die Führung in der Raw-Air-Serie abgeben musste, schlug der Salzburger am Donnerstag zurück.
Und wie: Kraft siegte auf der dritten Station der NorwegenTournee nach Sprüngen auf 138 und 142,5 Meter in überlegener Manier vor dem Norweger Andreas Stjernen (138,5 und 138 m) und dem Deutschen Andreas Wellinger (133 und 141,5 m). Der ÖSV-Adler baute damit nicht nur seinen Vorsprung im Gesamtweltcup aus, sondern holte sich auch die Führung in der Raw-AirWertung zurück.
Sein Sieg in Trondheim war vor allem ein mentaler Kraftakt. Denn nur 24 Stunden davor haderte er nach der Qualifikation mit seinem Sprung und den Bedingungen und übte auch Kritik an der Jury. „Gut angefühlt hat es sich nicht. Spaß war es keiner heute“, meinte der 23Jährige, der bei starken Windböen nur auf 120 Meter kam und das Leader-Trikot damit an Wellinger übergeben musste. Der Prolog, wie es während der Raw-Air-Serie heißt, hatte mehreren Adlern den Nerv gezogen. So entschied sich zum Beispiel Gregor Schlierenzauer nach mehreren Unterbrechungen und einer langer Zwangspause, gar nicht zu springen. Der Weltcup-Rekordsieger verpasste damit den Bewerb am Donnerstag. „Ich verstehe nicht ganz, dass man das bei dem Wetter durchboxt“, sagte Kraft, kündigte aber im selben Atemzug an, dass er sich zurückkämpfen wolle.
Das sollte dem Salzburger mit Nerven wie aus Stahl letztlich auch gelingen. Kraft führt in der Raw-AirWertung vor der letzten Station von heute, Freitag, bis Sonntag mit drei Skiflug-Bewerben in Vikersund rund fünf Punkte vor Wellinger. Da beide begnadete Skiflieger sind, werden sie sich den mit 60.000 Euro dotierten Gesamtsieg bei der Raw Air unter sich ausmachen. Und auch im Gesamtweltcup hat Stefan Kraft ausgezeichnete Chancen auf seinen ersten Triumph. Eine Woche vor dem Saisonfinale in Planica liegt der ÖSV-Adler 86 Punkte vor dem Polen Kamil Stoch.