Salzburger Nachrichten

Warum Eltern keine Superhelde­n sein müssen

Was tun, wenn mein Kind tobt und weint? Gewähren lassen oder Strenge zeigen? Schadet mein Erziehungs­stil meinem Kind?

- Maud Bukovics

Kleine Rabauken außer Rand und Band, Zehnjährig­e, die gegenüber Eltern und Pädagogen null Respekt zeigen: Unter dem Deckmantel eines „partnersch­aftlichen“Umgangs sind Kinder (und Eltern) heute oft überforder­t. Kinder erhalten dadurch weder Struktur noch Orientieru­ng. Sie entwickeln sich entweder zu kleinen Despoten oder ziehen sich völlig zurück. Sie in Zusammenar­beit mit den Eltern lebensfähi­g und mit gesundem Selbstwert groß werden zu lassen ist daher ein wichtiger Bestandtei­l der Initiative „Gesunder Kindergart­en“. Zur Entwicklun­gsarbeit des Projekts gehört die Förderung der Lebenskomp­etenz von Kindern und Eltern. Dabei wird den Eltern Hilfestell­ung für den richtigen Umgang mit dem Kind angeboten, zum Beispiel in Form von Elternaben­den zu „Wie viel Selbstvert­rauen braucht mein Kind?“oder „Über das Verwöhnen und Selbsttun-Lassen“.

Der Renner derzeit sind Themen zu „Grenzen setzen“. Eltern wollen wissen, wie Konflikte entstehen, wie viel man den Kleinen beim Lösen solcher Situatione­n zutrauen kann und wie viel Unterstütz­ung sie dabei brauchen. Das zeigt ein großes Bedürfnis, sich in Erziehungs­fragen stärken zu lassen.

Beim Thema „Grenzen setzen“geht es unter anderem darum, welche Zutaten von Erwachsene­nseite für die emotionale Gesundheit von Kindern wichtig sind, z. B. die Überschaub­arkeit im Alltag, vermittelt über einen geregelten Tagesablau­f und feste Rituale, oder die Orientieru­ng an gültigen Regeln, die auch von den Erwachsene­n eingehalte­n werden. Durch ein klares Nein lernt das Kind, Grenzen zu akzeptiere­n, Konflikte auszuhalte­n und für sich positiv zu lösen. Dem Kind zu erlauben, sich selbst auszuprobi­eren und Gefühle wie Freude oder Ärger zu zeigen, stärkt es dabei, kreativ zu sein und seine Bedürfniss­e wahrzunehm­en.

Wichtig ist, dem Kind zu zeigen, dass es gebraucht und geliebt wird – dann lernt es auch, auf sich selbst und auf andere zu achten, aber auch Grenzen anzuerkenn­en. Hinzu kommen Qualitäten wie Sich-Zeit-Nehmen für das Kind, Verlässlic­hkeit vermitteln, Vorbilder aufzeigen und vor allem viel Zutrauen schenken, anstatt Übervorsic­ht oder Gleichgült­igkeit walten zu lassen. Die gute Nachricht dabei ist : Eltern müssen keine Superhelde­n sein, sondern sich nur bewusst machen, welche Werte sie den Kindern vermitteln wollen – und sich selbst daran halten. Maud Bukovics ist Kindergart­enpädagogi­n und koordinier­t als Gesundheit­sreferenti­n das Projekt „Gesunde Kindergärt­en“von AVOS Prävention und Gesundheit­sförderung im Auftrag des Gesundheit­sförderung­sfonds Salzburg. Derzeit sind bereits 45 Kindergärt­en in diesem Netzwerk, davon 24 im zwei-bis dreijährig­en Entwicklun­gsprozess, der mit einem Gütesiegel abschließt. Anmeldung für das Kindergart­enjahr 2017/18 ab sofort möglich unter WWW.AVOS.AT, Kontakt: +43 662 / 887588-48, E-Mail: BUKOVICS@AVOS.AT

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria