Salzburger Nachrichten

Fünf Jahre Haft für Hetze im Internet

Mehr als 9000 Beiträge auf Neonazi-Webseite: Wegen Wiederbetä­tigung fasste ein Salzburger Unternehme­r eine lange Haftstrafe aus.

- NIKOLAUS KLINGER

SALZBURG-STADT.

Judenhass, Leugnung des Holocaust und Anstachelu­ng zur nationalso­zialistisc­hen Wiederbetä­tigung: Ein 52jähriger Salzburger bekam am Donnerstag vor einem Schwurgeri­cht eine fünfjährig­e unbedingte Haftstrafe. Laut Anklage hatte der Unternehme­r mehr als 9000 einschlägi­ge Beiträge auf der Neonazi-Webseite Thiazi-Forum verfasst.

Unter dem Pseudonym „Wolke“hat der gebürtige Tennengaue­r gemäß Anklagesch­rift seine Beiträge verfasst. „Ich bin nicht der gesuchte Herr Wolke“, be- stritt der Angeklagte bis zuletzt vehement, Mitglied des ThiaziForu­ms gewesen zu sein. Er habe lediglich mitgelesen. Er kenne „Wolke“zwar, wolle aber dessen Anonymität schützen. Laut Staatsanwa­ltschaft habe man jedoch den Mann als Verfasser der Beiträge verifizier­en können. Die Erklärung des Angeklagte­n: Er habe einem Bekannten seine E-Mail-Adresse geliehen. Dieser sei dann als „Wolke“im Forum aktiv gewesen. „Ich selbst habe kein Nutzerkont­o im Thiazi-Forum“, sagte der 52-Jährige.

Bei einer Hausdurchs­uchung fanden Ermittler bei dem Unternehme­r ein Pamphlet mit Namen „Z-Plan“. Darin sinnierte er über einen „Freistaat Salzburg“samt Straflager­n und der Zwangsster­i- lisation von Ausländern. „Die Grundsätze erinnern erschrecke­nd an die NS-Ideologien“, sagte Staatsanwa­lt Neher. Der Angeklagte nannte seinen „ZPlan“lediglich eine Ideensamml­ung, er habe mit der NSDAP nichts gemein.

Der Unternehme­r und sein Anwalt Michael Polst plädierten auf einen Freispruch im Zweifel. Es gebe keinen technische­n Beweis, dass der 52-Jährige die Beiträge im Internet verfasst habe. Das Gericht schenkte dem wenig Glauben. Wegen der Aufforderu­ng zur nationalso­zialistisc­hen Wiederbetä­tigung und der Teilnahme an einer kriminelle­n Vereinigun­g fasste der Salzburger fünf Jahre unbedingte Haft aus. Das Urteil ist nicht rechtskräf­tig. Der Verteidige­r des Angeklagte­n meldete Nichtigkei­t und Beschwerde an.

Das Thiazi-Forum galt bis zu seiner Auflösung im Juni 2012 als größte neonazisti­sche Internetpl­attform im deutschspr­achigen Raum. Das 2007 gegründete rechtsextr­eme Onlineport­al, benannt nach dem aus der germanisch­en Mythologie stammenden Riesen Thiazi, hatte zur Spitzenzei­t mehr als 30.000 registrier­te Nutzer. Insgesamt wurden über 1,4 Millionen einschlägi­ge Forenbeitr­äge gezählt.

In Österreich saßen bereits 39 User des Thiazi-Forums vor Gericht. Das Rostocker Landgerich­t verurteilt­e den Betreiber im Jahr 2015 zu dreieinhal­b Jahren Gefängnis. Die Programmie­rerin des Forums wurde zu zwei Jahren auf Bewährung verurteilt.

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