Das Hohe Haus zieht um. Probesitzen im Rathaus.
Warum die Landesregierung künftig auf Journalistenplätzen sitzt und Karl Schnell bald viel mehr Zeit für die Politik haben wird.
Am kommenden Mittwoch findet die vorerst letzte Landtagssitzung im Salzburger Chiemseehof statt. Danach wird das „Hohe Haus“um sieben Millionen Euro saniert. In den vergangenen Wochen haben die Landtagsklubs ihre Koffer packen und umsiedeln müssen. Für Plenarsitzungen weichen die 36 Abgeordneten in das Rathaus aus. „Hausherr“Heinz Schaden verlangt keine Miete. Es dürfte ihm sehr genehm sein, dass sich das Land bei den Sitzungsterminen (bisher wurde gleichzeitig getagt) nach der Stadt richten muss – nicht umgekehrt. Manchmal ist das im politischen Alltag des Heinz S. ja ohnehin so.
Am Mittwoch durften die wichtigsten Abgeordneten im Rathaus probesitzen. Denn es ist nicht so, dass jeder gern neben jedem sitzt. Diese Erfahrung mit spätpubertierenden Mandataren hat Landtagspräsidentin Brigitta Pallauf bereits im Vorjahr gemacht. Da fand es ein Abgeordneter nämlich „aus arbeitsmedizinischen Gründen nicht zumutbar“, neben seinem einstigen Parteifreund Karl Schnell zu sitzen.
Dort, wo Heinz Schaden sitzt, nämlich auf der Regierungsbank, wird künftig die Landtagspräsidentin Platz nehmen. Die Landesregierung wird auf die unmittelbar davor situierte „Medienbank“verfrachtet und sitzt bis Abschluss der Sanierung des Chiemseehofs im ersten Quartal 2019 auf Journalistenplätzen. Was den Saalbacher Arzt Karl Schnell betrifft, so will dieser auch im neuen Landtag Platz einnehmen. Seine Motivation: die FPÖ in der Regierung verhindern und seine FPS in den Landtag bringen. Künftig wird Schnell vom Vollzeitarzt zum Vollzeitpolitiker. Denn Sohn Hermann soll im Herbst in die Arztpraxis einsteigen. „Dann bin ich frei für den Landeshauptmann“, sagt ein angriffslustiger Schnell. An seiner Seite kämpft Markus Steiner. Dabei hätte der freiheitliche Bundesparteichef Heinz Christian Strache den 29-jährigen Pinzgauer lieber im Team der FPÖ gesehen. Schon 2014 hat er ihm eine rosige oder besser gesagt blaue Zukunft in Aussicht gestellt und ein Nationalratsmandat versprochen. „Für mich steht fest, dass du spätestens bei der nächsten NR-Wahl ein Mandat von mir gesichert bekommst. Ich baue auf dich und dein Potential. Danke für deinen tollen Einsatz. Lg HC“, schrieb Strache am 23. August 2014 per SMS. Nach der Spaltung der FPÖ mit dem Hochkant-Rauswurf von Karl Schnell am 9. Juni 2015 ließ Strache nichts unversucht, Steiner ins Boot zu holen. Bis am 12. Juni um 2.46 Uhr nachts das letzte SMS lautete: „Die Zeit drängt. Andi (Anm.: Schöppl, Interimsparteichef) wartet auf deine klare Entscheidung und öffentliche Positionierung ohne Zweifel. Ab Montag muss Klarheit geschaffen werden. Danach laufen die Uhren anders!“
Nicht von der FPÖ umworben scheint hingegen Helmut Naderer. Der Team-Stronach-Mann hat aber noch „Fans“. In seiner Heimatgemeinde Seekirchen steht ein übergroßer Plakatständer. Die Botschaft der Liste „Freie Wähler Seekirchen“(FWS): „Komm zurück! Seekirchen braucht dich!“ HEIDI.HUBER@SALZBURG.COM