Linz soll ein „Silicon Valley“werden
Industrie 4.0 lautet das Schlagwort rund um die voestalpine: Die Technische Universität und die ehemalige Tabakfabrik gelten als Drehscheiben, um die nächste industrielle Revolution zu bewältigen.
Das Industriegelände mit der voestalpine als Zentrum nimmt schon rein optisch eine sehr dominante Stellung in Linz ein. Und das soll auch in Zukunft so bleiben. Welche Innovationen dafür notwendig sind, erläutert der Linzer Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ). SN: Linz war im Jahr 2009 Kulturhauptstadt Europas. Seitdem ist es um die drittgrößte Stadt Österreichs still geworden. Wohin geht die Reise? Luger: Die Stadt ist immer noch geprägt von zwei Institutionen – voestalpine und Ars Electronica Center. Und es entwickelt sich die Tabakfabrik als zusätzliche Marke für Linz. Für mich ist völlig klar, dass Linz als Industriestadt in die Zukunft geht. Schlagwort Industrie 4.0 und Automatisation. SN: Was entsteht in der ehemaligen Zigarettenproduktion? Die Tabakfabrik wird „die“Drehscheibe für Innovation. Wir haben jetzt schon 700 Arbeitsplätze, die nur zu einem geringen Teil der klassischen Kreativwirtschaft zugeordnet werden.
Seit einem Jahr forcieren wir massiv die Start-up-Szene aus der IT- und Digitalisierungsbranche bis zum Internet der Dinge. Es geht um die Bewältigung der nächsten industriellen Revolution. SN: Warum sollten sich Hightech-Firmen gerade in Linz ansiedeln? Wir haben mit der FH Hagenberg und der Technischen Universität das entsprechende Umfeld. An der Johannes-Kepler-Universität wird gerade ein „Linz Institute of Technology“entwickelt, wo Mechatronik, Informatik und klassische IT mit Unternehmen zusammengespannt werden. Wir haben viele starke Firmen in und um Linz, die diese Innovation benötigen, weil sie bestimmte Produktentwicklungen im Haus nicht machen können. Diese jungen, kreativen Kräfte wollen wir in der Tabakfabrik ansiedeln. SN: Wie viele Start-ups soll es dort geben und wer übernimmt die Finanzierung? Es gibt Investoren, die Risikokapital zur Verfügung stellen. Mein Ziel ist, dass wir jährlich 30 bis 50 Start-ups entwickeln können. Ich sehe unsere Chance vor allem im Segment Werkstofftechnik mit einer Mischung aus Stahl und Kunststoff.
Und alles immer stärker IT-fokussiert. Da möchte ich Linz positionieren. Mein Nachfolger soll in 20 Jahren sagen, dass sich die Stadt zum Innovationszentrum entwickelt hat. SN: Wird Linz anderen Technischen Universitäten wie Graz, Leoben oder Wien den Rang ablaufen? Leoben ist kein Gegner, es ist ein Bündnispartner. voestalpine und die Unis sind eng miteinander verbunden. Überhaupt geht es nicht um Konkurrenz, dafür ist Österreich zu klein. Wir werden uns nie mit Wien oder München messen können. Das sind Millionenstädte, das ist nicht unsere Liga. Wir sind Industriezentrum und Exportstadt Nummer eins und haben den Fokus auf einen ganz kleinen Ausschnitt einer Volkswirtschaft. Und den müssen wir weiterentwickeln. Würden wir nur als Stadt der Chemieund Stahlindustrie agieren, dann gibt es uns in 15 Jahren nicht mehr.