Ein Stück Tradition geht zu Ende
Auch das Zeitschriftengeschäft in der Salzburger Theatergasse schließt.
SALZBURG-STADT. Einmal „Die ganze Woche“und ein Exemplar der „Freizeit Revue“. „Die mag ich wegen der vielen Rätsel“, sagt die Salzburgerin Hilde Glöckl. Woche für Woche kauft die Pensionistin bei Zeitschriften Hummer in der Salzburger Altstadt ein. Doch die Tage des traditionsreichen Geschäftes an der Obushaltestelle in der Theatergasse sind gezählt. Am 25. März ist der letzte Verkaufstag, bis Monatsende wird ausgeräumt.
Damit schließt in der Stadt das letzte Fachgeschäft, das ausschließlich auf Presse spezialisiert ist und zusätzlich weder Bücher noch Tabakwaren anbietet. Seit 1892 werden dort Zeitungen verkauft.
Es sei traurig, doch das Geschäft rechne sich nicht mehr, sagt Alexander Hummer, der die Geschicke in zweiter Generation führt. Davon kündet auch das alte Holzregal für die Reservierungen und Abos. Die Fächer sind fast leer. „Die lesende Generation stirbt aus“, klagt der 49-Jährige. Sein Vater hatte das Geschäft vor 35 Jahren übernommen. Er erledigt bis heute die Buchhaltung.
Ein Geschäft wie dieses lebe vor allem von Großabos, sagt der Senior Peter Hummer. Doch immer weniger Banken, Firmen, Hotels und Cafés hätten bestellt. „Wir haben die Kunden in der Innenstadt 35 Jahre lang an 362 Tagen im Jahr versorgt, auch an Sonn- und Feiertagen habe man zugestellt. Viele Verlage seien gezwungen zu sparen, ergänzt der Junior. „Ausländische Tageszeitungen kommen oft einen Tag zu spät oder werden gar nicht mehr geliefert.“In den besten Zeiten habe er täglich 50 Exemplare der „Herald Tribune“verkauft. „Die Hotelportiers sind Schlange gestanden.“
Jetzt betritt wieder eine Stammkundin das Geschäft. Die pensionierte Richterin kauft bei Hummer stets fremdsprachige Magazine ein. Diesmal entscheidet sie sich für die französische „Vogue“und das amerikanische Kosmetikmagazin „Allure“. „Ich bin sehr traurig, dass Herr Hummer zusperrt, dadurch entsteht eine große Lücke.“
Am 31. März schließt zugleich das benachbarte Blumengeschäft Strasser. Seit Jahresende ist das Feinkostgeschäft von Heinrich Kölbl geschlossen. Vorübergehend. Am 6. April sperrt das Geschäft mit einem neuen Konzept auf. Es wird dann von Donnerstag bis Samstag geöffnet sein.