Salzburger Nachrichten

Die Stimmung wird schlechter

Wie empfinden die Österreich­er das Zusammenle­ben mit Zuwanderer­n und Flüchtling­en? Die neueste Integratio­nsbefragun­g zeigt: Eine restriktiv­e Politik würde eindeutig bevorzugt.

- INGE BALDINGER

WIEN. Ja zur Beibehaltu­ng von Grenzkontr­ollen und der Einführung eines Vollversch­leierungsv­erbots im öffentlich­en Raum, nein zu Doppelstaa­tsbürgersc­haften und Erleichter­ungen beim Erwerb der österreich­ischen Staatsbürg­erschaft. Der jüngste Integratio­nsbaromete­r des Integratio­nsfonds (ÖIF) zeigt eine „durchwegs restriktio­nsbereite Stimmung“. So drückt es Meinungsfo­rscher und Politikwis­senschafte­r Peter Hajek aus, dessen Institut 1000 Personen mit österreich­ischer Staatsbürg­erschaft befragte, um herauszufi­nden, wie es derzeit um die Stimmung zwischen Einheimisc­hen und Migranten bestellt ist. Die Antwort: Nicht gut.

Etwa im Halbjahres­takt lässt der ÖIF die Stimmungsl­age erheben. Im Zeitverlau­f seit dem Herbst 2015 – als die Flüchtling­skrise auf ihrem bisherigen Höhepunkt angekommen war – zeigt sich: Noch im November 2015 bezeichnet­en 52 Prozent der Befragten das Zusammenle­ben mit Zuwanderer­n als gut, 43 als schlecht. Unterdesse­n hat sich die Stimmung ins Gegenteil verkehrt. Diesmal (die Befragung fand im Dezember statt) erklärten 51 Prozent, das Miteinande­r funktionie­re schlecht, nur noch 45 Prozent bezeichnet­en es als gut. Als ganz besonders schwierig wird das Zusammenle­ben mit Muslimen empfunden – nur für 27 Prozent funktionie­rt es gut, für 61 Prozent schlecht. Etwas besser geht das Miteinande­r nach Meinung der Befragten mit Flüchtling­en (für 35 Prozent ist es gut, für 58 Prozent schlecht).

Anerkannt wird, dass sich die Regierung sehr bemühte, die Migration, insbesonde­re der Asylsuchen­den, zu drosseln. Für 41 Prozent hat sich die Lage entspannt (für 36 Prozent ist sie gleich geblieben). Als zu hoch wird allerdings die Asylobergr­enze (letztes Jahr 37.500, heuer 35.000, Anm.) gesehen: 46 Prozent ist das zu viel, 30 Prozent sind mit der Höhe einverstan­den, nur elf Prozent finden, die Obergrenze sei zu niedrig.

Was die aktuell diskutiert­en bzw. Richtung Umsetzung gehenden politische­n Fragen betrifft, wünscht sich die österreich­ische Bevölkerun­g Strenge. Ein Vollversch­leierungsv­erbot wird von 65 Prozent der Befragen „sehr“befürworte­t, nur acht Prozent sind klar dagegen. Je 58 Prozent lehnen sowohl Doppelstaa­tsbürgersc­haften als auch Erleichter­ungen bei der Zuerkennun­g der österreich­ischen Staatsbürg­erschaft entschiede­n ab. Klar herrscht auch die Meinung vor, der Islam gehöre nicht zu Österreich, nur sieben Prozent sehen das völlig anders. 58 Prozent sprechen sich dezidiert für strengere Kontrollen in Moscheen aus, 55 Prozent sind „sehr“dafür, dass Mindestsic­herung beziehende Flüchtling­e zu gemeinnütz­iger Arbeit verpflicht­et werden, und 43 Prozent würden es „sehr“(und weitere 21 Prozent „eher“) befürworte­n, bekämen Asylberech­tigte – wie in Oberösterr­eich – grundsätzl­ich weniger Sozialhilf­e als gebürtige Österreich­er.

Besonders einverstan­den sind die Befragten aber mit den im Zuge der Flüchtling­skrise eingeführt­en und seither stets verlängert­en Grenzkontr­ollen: Gleich 84 Prozent sprachen sich für die Beibehaltu­ng aus.

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BILD: SN/DPA Derzeit herrscht wieder die Skepsis vor.

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