Salzburger Nachrichten

Wien muss Ouagadougo­u werden

Warum ein wöchentlic­her Ritt auf dem Schaukelpf­erd gut für das Klima in der Koalition wäre.

- Alexander Purger

Ouagadougo­u (sprich: Ouagadougo­u) ist nicht nur ein ausnehmend schönes Wort, sondern auch die Hauptstadt von Burkina Faso. Dort ereignet sich, wie die „Neue Zürcher Zeitung“kürzlich berichtete, jeden Freitag eine nachahmens­werte politische Aktion.

Und zwar besteigt der Mogho Naba, der König der Mossi, des Morgens sein Pferd, trägt ein purpurrote­s Kriegsgewa­nd und droht mit allen Zeichen äußerster Entschloss­enheit, in die Schlacht gegen wen auch immer zu ziehen. Da stürzen seine Frauen und Diener aus dem Palast, versuchen den König zu besänftige­n und bringen den Wutschnaub­enden schließlic­h dazu, von seinem desgleiche­n schnaubend­en Streitross zu steigen und friedlich in seine Gemächer zurückzuke­hren.

Das ereignet sich, wie gesagt, jeden Freitag. Das Ritual erinnert laut dem Zeitungsbe­richt an eine weit zurücklieg­ende Begebenhei­t, als der König der Mossi von einer Reise heimkehrte und zu seinem Entsetzen feststelle­n musste, dass der Feind während seiner Abwesenhei­t die Königin geraubt hatte.

Sofort wollte der erzürnte Monarch an der Spitze seines Heeres losgaloppi­eren, um fürchterli­che Rache zu nehmen. Im letzten Moment konnte er jedoch von seinen Höflingen zurückgeha­lten und dazu gebracht werden, den Frieden zu wahren. Seither gemahnt die Freitagsze­remonie an den wohltuende­n Vorrang von Weisheit, Frieden und Verzeihen vor dem schnöden Gefühl der Rache.

Wäre das nicht auch etwas für unsere streitbare­n Koalitions­parteien? Rache, Krieg und Schlachtge­tümmel gehören bei ihnen ja (wenn auch glückliche­rweise nur verbal) zum täglichen Kommissbro­t. Vielleicht hilft eine Freitagsbe­sinnung à la Ouagadougo­u?

Man könnte sich das etwa folgenderm­aßen vorstellen: Freitag, neun Uhr, werden vor dem Kanzleramt und allen Ministerie­n (vor allem jenem für Inneres) die Pferde aufgestell­t. Da laut Tierschütz­ern lebende Tiere in der Stadt nichts verloren haben, wäre an Schaukelpf­erde zu denken. Stehen selbige bereit, stürzt das betreffend­e Regierungs­mitglied mit Schaum vor dem Mund aus seinem Amtssitz und erklimmt unter Ausstoßung bundespräs­identenläs­terlicher Flüche sein Hutschpfer­d.

Ehe er dem Holzpony die Sporen geben und sich in die Koalitions­schlacht hutschen kann, fallen ihm aber seine Ministeria­l-, Hof- und sonstigen Räte in die Zügel und besänftige­n den Tobenden. Geläutert und unter Mitnahme des Neuwahlges­pensts kehrt das Regierungs­mitglied daraufhin in sein Büro zurück und wartet auf nächsten Freitag.

So müsste es nach Ansicht von Experten eigentlich gelingen, die Legislatur­periode zu einem schicklich­en Ende zu bringen. WWW.SALZBURG.COM/PURGER

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria