Wien muss Ouagadougou werden
Warum ein wöchentlicher Ritt auf dem Schaukelpferd gut für das Klima in der Koalition wäre.
Ouagadougou (sprich: Ouagadougou) ist nicht nur ein ausnehmend schönes Wort, sondern auch die Hauptstadt von Burkina Faso. Dort ereignet sich, wie die „Neue Zürcher Zeitung“kürzlich berichtete, jeden Freitag eine nachahmenswerte politische Aktion.
Und zwar besteigt der Mogho Naba, der König der Mossi, des Morgens sein Pferd, trägt ein purpurrotes Kriegsgewand und droht mit allen Zeichen äußerster Entschlossenheit, in die Schlacht gegen wen auch immer zu ziehen. Da stürzen seine Frauen und Diener aus dem Palast, versuchen den König zu besänftigen und bringen den Wutschnaubenden schließlich dazu, von seinem desgleichen schnaubenden Streitross zu steigen und friedlich in seine Gemächer zurückzukehren.
Das ereignet sich, wie gesagt, jeden Freitag. Das Ritual erinnert laut dem Zeitungsbericht an eine weit zurückliegende Begebenheit, als der König der Mossi von einer Reise heimkehrte und zu seinem Entsetzen feststellen musste, dass der Feind während seiner Abwesenheit die Königin geraubt hatte.
Sofort wollte der erzürnte Monarch an der Spitze seines Heeres losgaloppieren, um fürchterliche Rache zu nehmen. Im letzten Moment konnte er jedoch von seinen Höflingen zurückgehalten und dazu gebracht werden, den Frieden zu wahren. Seither gemahnt die Freitagszeremonie an den wohltuenden Vorrang von Weisheit, Frieden und Verzeihen vor dem schnöden Gefühl der Rache.
Wäre das nicht auch etwas für unsere streitbaren Koalitionsparteien? Rache, Krieg und Schlachtgetümmel gehören bei ihnen ja (wenn auch glücklicherweise nur verbal) zum täglichen Kommissbrot. Vielleicht hilft eine Freitagsbesinnung à la Ouagadougou?
Man könnte sich das etwa folgendermaßen vorstellen: Freitag, neun Uhr, werden vor dem Kanzleramt und allen Ministerien (vor allem jenem für Inneres) die Pferde aufgestellt. Da laut Tierschützern lebende Tiere in der Stadt nichts verloren haben, wäre an Schaukelpferde zu denken. Stehen selbige bereit, stürzt das betreffende Regierungsmitglied mit Schaum vor dem Mund aus seinem Amtssitz und erklimmt unter Ausstoßung bundespräsidentenlästerlicher Flüche sein Hutschpferd.
Ehe er dem Holzpony die Sporen geben und sich in die Koalitionsschlacht hutschen kann, fallen ihm aber seine Ministerial-, Hof- und sonstigen Räte in die Zügel und besänftigen den Tobenden. Geläutert und unter Mitnahme des Neuwahlgespensts kehrt das Regierungsmitglied daraufhin in sein Büro zurück und wartet auf nächsten Freitag.
So müsste es nach Ansicht von Experten eigentlich gelingen, die Legislaturperiode zu einem schicklichen Ende zu bringen. WWW.SALZBURG.COM/PURGER