Salzburger Nachrichten

Libyen soll Flüchtling­e auf dem Weg in die EU stoppen

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Allein am vergangene­n Wochenende wurden 3000 Menschen innerhalb von 24 Stunden im Mittelmeer aus Seenot gerettet. Sie waren auf der Flucht von Libyen Richtung Italien, das in der Migrations­krise derzeit am stärksten unter Druck steht. Innenminis­ter Marco Minniti und Präsident Paolo Gentiloni ergriffen nun die Initiative. Sie wollen eine ständige Kontaktgru­ppe mit Innenminis­tern Europas und Nordafrika­s einrichten, um Flüchtling­e möglichst schon in Afrika zu stoppen.

An dem ersten Treffen dieser Kontaktgru­ppe in Rom nahmen gestern, Montag, unter anderem die Innenminis­ter von Österreich, Deutschlan­d, Frankreich, Tunesien und Libyen teil. Geeinigt hat man sich zumindest darauf, künftig gemeinsam zu handeln. „Natürlich haben wir nicht alles gelöst und niemand von uns hat eine Lösung schon in der Tasche“, sagte Minniti nach dem Treffen. Zentrale Punkte der künftigen Zusammenar­beit seien unter anderem die Stärkung der Küstenwach­e und die des Grenzschut­zes in Libyen.

Die Stabilisie­rung Libyens ist aus Sicht des EU-Kommissars für Migration und Inneres, Dimitris Avramopoul­os, der Schlüssel für die Lösung der Migrations­krise, wie er in Rom sagte. Die Lage in dem Bürgerkrie­gsland ist denkbar schwierig: Trotz westlicher Unterstütz­ung schaffte es die Einheitsre­gierung von Premier Fajis alSarradsc­h im vergangene­n Jahr nicht, ihre Macht auszubauen. Zwei Gegenregie­rungen machen seiner Führung schwer zu schaffen.

Trotzdem setzt Europa auf die Mithilfe der Einheitsre­gierung in der Flüchtling­skrise. „Die libysche Regierung hat kein Interesse daran, dass eine Spur der Kriminalit­ät durch ihr Land gezogen wird, dass die Strände von Schleppern beherrscht werden, dass dort menschenun­würdige Zustände in den Lagern sind“, argumentie­rte etwa der deutsche Innenminis­ter Thomas de Maizière.

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SN, dpa BILD: SN/AP Fajis al-Sarradsch mit Marco Minniti und Paolo Gentiloni.

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