Griff zum sozialen Superkleber: Bitte dick Vertrauen auftragen!
Das fundamentale Übel unserer Gesellschaft ist, dass wir einander nicht mehr vertrauen. Ein Appell an Führungskräfte.
Es ist einigermaßen absurd: Den meisten Menschen in den Industrieländern geht es materiell besser als ihren Vorfahren. Dennoch ist die gefühlte Unsicherheit höher denn je: Man hat generell Angst vor der Zukunft, dass die Anforderungen am Arbeitsmarkt zu groß werden könnten, dass einem im Notfall nicht geholfen werde. Quer durch die Gesellschaft zieht sich ein Vertrauensverlust. Es geht um ein Grundgefühl unter Bürgern, gegenüber Politik, Verwaltung und Arbeitgebern: Wem können wir noch vertrauen?
Dabei geht es um den sozialen Superkleber schlechthin: Ohne Vertrauen hätte es in der Geschichte weder Frieden noch Fortschritt gegeben. Wie wäre es also, wenn insbesondere dort, wo wir täglich am meisten Zeit verbringen, eine Offensive in Richtung Vertrauenskultur gestartet würde? Wer seinem Unternehmen und insbesondere seinen Chefinnen und Chefs vertrauen kann, fühlt sich nicht nur wohler, sondern arbeitet auch besser. Das haben viele Forschungen gezeigt, unter anderem jene des US-amerikanischen Neuroökonomen Paul Zak, der Vertrauen am körpereigenen Hormon Oxytocin misst. Dieser hat acht Tipps für Führungskräfte parat, welche den Pegel an Vertrauen im und ins Unternehmen steigern wollen (https://hbr.org/2017/01/the-neuroscience-of-trust): 1. Anerkennung für gute Arbeit geben – unmittelbar nachdem die Leistung erbracht wurde, am besten persönlich, öffentlich und unterstützt von Kollegen. 2. Schwierige, aber erreichbare Aufgaben setzen, die einen klaren Endpunkt haben. Untersuchungen zeigen, dass man dann am glücklichsten aus der Arbeit geht, wenn man untertags bei der Erreichung von Zielen gut vorangekommen ist. 3. Eigenen Spielraum geben, wie die Arbeit zu erledigen ist. 4. Erlauben, den eigenen Job mitzugestalten. Wer zu einem gewissen Grad selbst wählen kann, an welchen Projekten er sich beteiligt, entwickelt mehr Engagement. 5. Offen informieren, etwa über Firmenziele. Wer mehr weiß, hat weniger Angst. 6. Soziale Beziehungen ermöglichen. Auch wenn man nicht in die Arbeit geht, um Spaß zu haben, so steigt doch die Leistung, wenn man sich verbunden fühlt. 7. Nicht in Fähigkeiten, sondern gesamthaft in die Persönlichkeitsentwicklung von Mitarbeitern investieren. 8. Und Chefs, die selbst nicht alles wissen, sind besser als solche, die vorgeben, die Weisheit mit dem Löffel gefressen zu haben.