„Eine Clownerie würde mich reizen“
MARTIN WEBER Er ist der böse Bube vom Dienst. Und das beweist er auch in diesem Dreiteiler: Im Spionagedrama „Der gleiche Himmel“spielt Ben Becker den rücksichtslosen Stasi-Führungsoffizier Ralf Müller, der im Jahr 1974 dem nach Westberlin eingeschleusten Romeo-Agenten Lars Weber (Tom Schilling) hilft, von einer Mitarbeiterin des britischen Geheimdienstes streng geheime Informationen abzuschöpfen. Das Unternehmen gerät freilich aus den Fugen und muss um ein Haar abgebrochen werden. SN: Herr Becker, in „Der gleiche Himmel“spielen Sie wieder einmal einen Bösewicht. Hat das Spaß gemacht? Ben Becker: Ja, denn von Bösewichten geht immer eine große Faszination aus. Das gilt sowohl fürs Zuschauen als auch fürs Spielen. Die Figur, die ich diesmal verkörpere, war eine besondere Herausforderung, weil sie keine Legende, keine eigene Dramaturgie hat. Man weiß nicht, woher kommt er, wohin geht er. Man weiß nur, das ist ein Agent, der in Westberlin für die Stasi arbeitet und völlig skrupellos vorgeht, wie sich dann bald zeigt. Er ist ein monströses Faszinosum, aber genau das hat die Sache so spannend für mich gemacht. SN: Wieso geben Sie immer den Bösen? Wahrscheinlich, weil ich das ganz gut mache (lacht). Dabei würde ich auch ganz gern wieder einen liebenswerten Charakter spielen. Das fordert auch meine Tochter immer ein. So etwas Clowneskes oder Schönes würde ich schon gern einmal spielen – nicht immer diese völlig verstörten Typen, die schlimme Dinge tun, ihre Familie anzünden und was weiß ich nicht alles. Aber irgendjemand muss diese schwierigen und kaputten Figuren ja spielen, und das bin halt meistens ich. SN: Haben Sie eine bestimmte TV-Rolle für sich im Blick? Das kann ich jetzt auf die Schnelle nicht beantworten. Texte und Figuren kommen auf einen zu, die sucht man sich ja nicht im Vorhinein aus. SN: Haben Sie sich das Image als böser Bube denn gezielt erarbeitet? Nein, das hat sich eher so ergeben. Ich will darüber nicht meckern, weil diese Rollen ihren ganz speziellen Reiz haben. Im Film ist das okay. Was mir als sogenanntes Image aber in der Regenbogenpresse zuweilen angedichtet wird, darüber ärgere ich mich manchmal schon. SN: Der von Ihnen gespielte Stasi-Spion ist ein besonders hinterhältiger Typ. Wie fühlt man sich denn in so jemand Schrecklichen hinein? Indem man Gespräche mit dem Regisseur führt. Der Typ hat wie gesagt keine Legende, der ist eine reine Behauptung. Also habe ich mich mit Regisseur Oliver Hirschbiegel zusammengesetzt und wir haben überlegt, was wir damit machen. SN: In nur einer Szene lässt er die Maske fallen und bekennt, dass er überzeugter Kommunist ist. Das sind Sie auch, wie Sie selbst sagen. Stimmt, aber mit dem real existierenden Sozialismus in der DDR, an den der Typ im Film vermeintlich glaubt, habe ich nichts am Hut. Kommunist bin ich immer noch, aber wie der Kommunismus oder Sozialismus in der DDR praktiziert wurde, finde ich überhaupt nicht gut. Als kindlich-naive Utopie halte ich den Kommunismus aber nach wie vor für eine sehr schöne Idee. SN: „Der gleiche Himmel“spielt 1974, zu Zeiten des Kalten Krieges. Welche Erinnerungen haben Sie an diese Zeit? Damals war ich zehn Jahre alt und der Kalte Krieg hat mich überhaupt nicht interessiert. Ich fand es toll, mit meinem Stiefvater Otto Sander in Berlin mit dem Doppeldeckerbus zu fahren. Und zwar immer oben. Der gleiche Himmel: