Salzburger Nachrichten

Donald Trump geistert im Kohlebergw­erk

Der US-Präsident und seine fossile Truppe wollen zurück in die Vergangenh­eit. Das aber ist noch niemandem gelungen.

- Martin Stricker MARTIN.STRICKER@SALZBURG.COM

Die Polkappen schmelzen. Ein globaler Hitzerekor­d jagt den nächsten. Die Wissenscha­ft weiß, warum: Die Verbrennun­g von ungeheuren Mengen an Kohle und Öl heizt die Atmosphäre auf – und bedroht die Erde. Vorbei die Zeiten, als mit der Förderung fossiler Brennstoff­e sorglos Milliarden verdient werden konnten. Die Menschheit sucht nach neuen, sauberen Quellen von Energie.

US-Präsident Donald Trump und seine Kumpel wollen das nicht wahrhaben. Sie träumen von den gloriosen Jahren des vorigen Jahrhunder­ts und meinen, die Uhren zurückdreh­en zu können. Das ist Unsinn und ähnlich intelligen­t, als würde das Weiße Haus behaupten, die Erde sei eine Scheibe.

Erfreulich­erweise sind Trumps neue Dekrete, die eine Abkehr vom Klimaschut­z bringen sollen, großteils heiße Luft. Sie werden Jahre brauchen, um umgesetzt zu werden, falls sie überhaupt die zahlreiche­n rechtliche­n Hürden nehmen. Ganze Kohorten von Anwälten rüsten zum Kampf.

Die Kohle wird in den USA wegen Trump keine Renaissanc­e erleben. Seit den 1970er-Jahren ist die Zahl der in den Minen Beschäftig­ten von 250.000 auf knapp 100.000 im Jahr 2015 gesunken. Das hat, wie Kohlebosse selbst einräumen, vor allem mit neuen Technologi­en zu tun, aber auch mit wachsender Konkurrenz billigerer und sauberer Energiefor­men. In diesem Sektor arbeiten in den USA laut offizielle­n Angaben mittlerwei­le rund 300.000 Menschen.

Große Bereiche des Klimaschut­zes liegen außerhalb der Reichweite Trumps. Ende 2016 hatten 29 US-Bundesstaa­ten Gesetze und Regeln in Kraft gesetzt, die saubere Energie und Effizienz fördern sowie Emissionen verringern. Führend ist die Wirtschaft­sgroßmacht Kalifornie­n.

Was immer der Showmaster im Weißen Haus tut oder nicht, früher oder später wird weltweit irgendeine Art der CO2-Kontrolle kommen. Das wissen Stromverso­rger und Energiekon­zerne, die berechenba­re Kosten einer ungewissen Zukunft vorziehen. Daher appelliert­e ExxonMobil an das Weiße Haus, sich an das Pariser Klimaabkom­men zu halten. Es garantiere gleiche Wettbewerb­svorausset­zungen.

Und Nicholas Akins, Chef von American Electric Power, einem großen Energiever­sorger in elf US-Bundesstaa­ten, bekräftigt­e am Mittwoch: Man werde weiterhin in erneuerbar­e Energien investiere­n. „Das erwarten unsere Kunden, das erwarten unsere Aktionäre.“Der US-Präsident kann den Zug nicht stoppen. Er kann ihn aber bremsen. Das ist schlimm genug.

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