Salzburger Nachrichten

Eine himmlische Roulade

Beim Kunstflieg­en wird einem nur dann nicht schlecht, wenn man gut gegessen hat: Etwa Rindsroula­de mit Zaubertran­k. Hier ist das Rezept (mit Erläuterun­gen von Saint-Exupéry).

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SALZBURG. Unser heutiger Hobbykoch heißt Santiago de Christos. Er ist Kunst- und Berufspilo­t. Aber abgehoben wirkt er nicht. Und bevor Sie fragen: Ja, Santiago de Christos heißt wirklich so. Seine Familie stammt aus Venezuela. Sie wurde im Bodenseera­um sesshaft. Santiago verschlug es aber nach Salzburg. Denn sesshafte Piloten kommen selten hoch hinaus. Und weil dieses fliegende Volk nun einmal so viel unterwegs ist, brauchen sie auch einen guten Magen. Man kennt das vom Autofahren mit der Familie: Irgendwer übergibt sich immer. Diesbezügl­ich haben wir einen guten Tipp für Sie: Wenn Ihnen beim Autofahren oft übel wird, dann sollten Sie vor der Fahrt einfach nur gut essen. So ist Ihr Organismus besser geschützt, weil er beschäftig­t ist. Ihre „Reisespeis­e“sollte nicht zu schwer und nicht zu leicht sein. „Also eine Schweinsha­xe ist genauso ungeeignet wie Blattsalat“, erklärt Santiago. Weshalb er uns ein flugmedzin­isch einwandfre­ies Rezept geschickt hat. Flugmedizi­n? Da denkt man sofort: „Oje.“Dann haben wir es gelesen und gerufen: „Oh yeah!“Denn es gibt Rindsroula­de mit Pilzen, Gemüse und einem Sabayon samt Zaubertran­k. Die Diskrepanz zwischen dem befürchtet­en Gericht und der erhaltenen Rindsroula­de erklärte der Pilot und Schriftste­ller Antoine de Saint-Exupéry einmal so: Das, worauf es im Leben ankommt, können wir nicht vorausbere­chnen. Die schönste Freude erlebt man immer da, wo man sie am wenigsten erwartet hat.

Gekocht haben wir bei Santiagos Nachbarn. Das ist der Haubenkoch Richard Brunnauer. Er hat das Grundrezep­t dieses Gerichts studiert, verfeinert und als „PilotenRou­lade“auch schon auf die Karte gesetzt. Da ist also schon was zusammenge­wachsen. Saint-Exupéry hätte das so kommentier­t: Nur der Boden erkennt die Güte der Saat. Aber jetzt wird gekocht. Es wird ganz langsam gewickelt, gebraten, geschmort und gerührt. Auch für die Achtsamkei­t und Langsamkei­t hat Saint-Exupéry eine schöne Weisheit parat: Wenn man eine Eiche pflanzt, darf man nicht die Hoffnung hegen, nächstens in ihrem Schatten zu ruhen.

Das Sabayon leitet sich übrigens von Zabaglione ab. In Italien ist das eine Weinschaum­creme, bei der zuerst Eigelb und Zucker schaumig geschlagen werden. Dann kommt mit Rum und Zimt aromatisie­rter Marsala hinzu. Diese Mischung wird über einem Wasserbad schaumig geschlagen und mit Zucker bestäubt. Santiago ersetzt den Alkohol mit einem Drink namens „Pilots Friend“. Das ist eine Mischung aus Aronia, Gelbem Enzian, Kolanuss, Bitteroran­ge, Chinarinde, Kardamom, Acerola, Rohrzucker, Apfelsaft, Guarana und Zitronensa­ft. Santiago hat die Mixtur mit anderen Kollegen und einem Flugmedizi­ner erfunden. Brunnauer kostet und sagt: „Perfekt.“Saint-Exupéry hat Perfektion übrigens so definiert: Vollkommen­heit entsteht nicht dann, wenn man nichts mehr hinzuzufüg­en hat, sondern wenn man nichts mehr wegnehmen kann. Da hat er recht. Aber wegessen kann man es – ziemlich schnell sogar.

SN-Info: Wollen auch Sie mit uns Ihr Lieblingsg­ericht kochen? Dann schicken Sie Ihr Rezept per E-Mail an dahoam@salzburg.com (KW „Dahoam kochen“).

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 ??  ?? Bestens geeignet für Kunstflieg­er und kurvige Autofahrte­n: Obwohl diese Rindsroula­de himmlisch schmeckt, müssen Sie bei der Zubereitun­g nicht über abgehobene Kochkünste verfügen.
Bestens geeignet für Kunstflieg­er und kurvige Autofahrte­n: Obwohl diese Rindsroula­de himmlisch schmeckt, müssen Sie bei der Zubereitun­g nicht über abgehobene Kochkünste verfügen.
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