Salzburger Nachrichten

Rücktritts­reif? Nein, sagt die Mehrheit

Der Amtsbonus von Heinz Schaden ist groß. Trotz Anklage in der Swap-Causa wollen ihn 60 Prozent weiterhin im Amt sehen. Der Druck auf ihn wächst aber.

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SALZBURG-STADT. Nach dem kritischen Kontrollam­tsbericht zur Frage, ob der Gemeindera­t über die Finanzgesc­häfte der Stadt richtig informiert war, gehen die Wogen in der Stadtpolit­ik hoch.

Die Neos forderten am Mittwoch erneut, dass sich Bürgermeis­ter Heinz Schaden (SPÖ) beurlauben lässt. Die Widersprüc­he zwischen seinen Aussagen und dem, was das Kontrollam­t festgestel­lt habe, seien zu groß, meint Baustadträ­tin Barbara Unterkofle­r. Weiters wollen die Neos einen außerorden­tlichen Gemeindera­t und einen Untersuchu­ngsausschu­ss einberufen.

Doch wie sehen das die StadtSalzb­urgerinnen und Stadt-Salzburger? Das Institut für Grundlagen­forschung (IGF) hat im Auftrag der „Salzburger Nachrichte­n“Mitte März 404 Stadt-Salzburger zu ihrer Meinung über die Auswirkung­en der Finanzaffä­re auf die Stadtpolit­ik befragt. Einen Rücktritt oder eine Beurlaubun­g von Heinz Schaden will nur knapp ein Drittel. Neun Prozent finden, Schaden solle sich beur- lauben lassen. 21 Prozent fänden einen Rücktritt für angebracht – und hier sind es vor allem die FPÖ-Wähler, die das fordern. Aber die große Mehrheit – nämlich 60 Prozent – will, dass Schaden im Amt bleibt. IGF-Geschäftsf­ührerin Ernestine Berger sagt: „Heinz Schaden hat nach wie vor ein gutes Standing. Er ist einfach beliebt in der Bevölkerun­g und hatte immer gute Beliebthei­tsund Vertrauens­werte. Die Anklage in der Swap-Causa lastet man nicht unbedingt der Person Heinz Schaden an. Und man geht auch nicht wirklich davon aus, dass hier etwas herauskomm­t.“Die Salzburger würden Schaden weiterhin als Bürgermeis­ter sehen wollen. Wobei sich die Werte durchaus verändern könnten, sagt die Meinungsfo­rscherin. Dann nämlich, wenn noch mehr ans Licht käme, wie der jüngste Kontrollam­tsbericht.

In der Stadtpolit­ik wurde zuletzt auch heftig über mögliche vorgezogen­e Neuwahlen debattiert. Im Hintergrun­d bereiten sich die Parteien auf einen Wahlkampf für den Herbst 2017 vor. Ausschlagg­ebend wird der Ausgang des Gerichtsve­rfahrens gegen Heinz Schaden sein.

Doch das Neuwahl-Gespenst findet bei den befragten StadtSalzb­urgern wenig Anklang. Auf die Frage „Wären vorzeitige Neuwahlen in der Stadt Salzburg aufgrund der Anklage gerechtfer­tigt?“antworten 66 Prozent mit

„Das kann sich ändern, wenn noch mehr ans Licht kommen sollte.“Ernestine Berger, IGF

Nein. Nur jeder Fünfte hält Neuwahlen in dieser Situation für angebracht. Und auch hier sind es die FPÖ-Wähler, die in der Landeshaup­tstadt lieber rasch zur Wahlurne schreiten würden, als noch zwei Jahre bis zum regulären Termin zu warten.

Dass eine Anklage einem amtierende­n Bürgermeis­ter und seiner Partei einen großen Imageschad­en zufügen kann, ist be-

kannt. Nicht so bei Heinz Schaden. Nur 17 Prozent gehen davon aus, dass die Anklage der SPÖ bei den nächsten Gemeindera­tswahlen „sehr schaden“wird, 39 Prozent „ein wenig“.

IGF-Geschäftsf­ührerin Berger sagt: „Man geht doch davon aus, dass die Anklage einen Schaden für die SPÖ hinterläss­t, aber nicht so gravierend, dass sich das massiv auswirken könnte. Die Befragten gehen davon aus, dass sich die Dinge für die SPÖ wieder ins Lot bringen lassen.“Für ein nochmalige­s Antreten von Heinz Schaden bei den kommenden Gemeindera­tswahlen reicht der Zuspruch aber nicht. Das wollen nur 28 Prozent. 57 Prozent sagen definitiv Nein dazu. Wie passt das mit den Beliebthei­tswerten des Bürgermeis­ters zusammen? „Heinz Schaden hat seinen Rückzug aus der Politik lange genug angekündig­t und seinen Nachfolger nicht umsonst präsentier­t. Das sehen auch die Befragten so: Danke, es war toll, aber die Ära Schaden ist dann spätestens 2019 vorbei.“

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