„Was braucht ein Kind, um ein starker Mensch zu werden?“
Eltern sollen ihre Kinder ernst nehmen und bestätigen – auch bei schlechten Schulnoten. Das Selbstwertgefühl bestimmt auch das spätere Leben.
SALZBURG. Die Tochter kommt mit einem Einser in der Mathematikschularbeit nach Hause – und erntet reichlich Lob.
Der Sohn kommt mit einem Vierer in Englisch heim und bekommt eine Standpauke, weil er wieder einmal zu wenig gelernt hat.
Gerade wenn es um Leistung geht, ist es wichtig, Lob und Zuneigung auseinanderzuhalten. Denn Letzteres braucht der knapp am Fünfer vorbeigeschrammte Sohn ebenso wie die Einser-Tochter.
Wenn sich ein Kind zu einer stabilen Persönlichkeit entwickeln soll, müsse es von den Eltern ernst genommen werden, sagt die Innsbrucker Psychologin und Familientherapeutin Robin Menges. „Es ist wichtig, dass die Eltern das Kind in seiner Eigenständigkeit und Person ernst nehmen. Kinder brauchen Eltern, die sie anerkennen – unabhängig von ihren Leistungen.“Deshalb sei die Botschaft wichtig: „Ich mag dich, egal welche Note du heimbringst.“Dabei würden oft Fehler gemacht, sagt Menges. „Wenn Kinder funktionieren, werden sie gelobt, wenn sie nicht funktionieren, haben sie es echt schwer. Die Eltern sehen da nur die Leistung und nicht das Kind dahinter.“Und das könne sich sehr negativ auf das Selbstwertgefühl auswirken – samt allen Langzeitfolgen. „Das Selbstwertgefühl bestimmt viel im Leben – es spielt später dann in die Partnerschaft und in den Job hinein.“
Auch Psychologin Margit Firlei von der Salzburger Elternberatung betont: „Kinder brauchen Eltern, die sie bestätigen, die sie hören und sehen.“Mütter und Väter sollten sich von dem Gedanken leiten lassen: „Ich freue mich, dass es dich gibt und dass du so bist, wie du bist – mit deinen Stärken und Schwächen.“
Der größte Fehler sei, die Bedürfnisse der Kinder nicht zu beachten – oder genau das Gegenteil zu tun und ihnen jeden Wunsch zu erfüllen. „Was ich oft erlebe, ist, dass Eltern alles perfekt machen und die Bedürfnisse der Kinder immer erfüllen wollen. Das tut den Kindern auch nicht gut. Sie brauchen auch einmal einen Stopp, eine Frustration. Daran können sie wachsen.“
Mit der Frage, was Heranwachsende brauchen, um zu starken, in sich ruhende Persönlichkeiten zu werden, beschäftigen sich auch Mirjam und Oliver Kraft aus Henndorf, selbst Eltern zweier Söhne, Leon (4) und Julian (6). So wie viele Eltern sehnen sich auch der Musiker und die Juristin manchmal nach einer Anleitung, um den Herausforderungen des Elternseins gewachsen zu sein. „Dabei stießen wir durch eine Freundin auf die ,Guten Elternbotschaften’“, erinnert sich Mirjam Kraft. Diese 22 Grundbotschaften, die Kinder dabei unterstützen sollen, gesund aufzuwachsen, wurden einst vom Psychologen Jack Lee Rosenberg formuliert und sind, ausgehend von den USA, inzwischen auf der ganzen Welt populär. Es sind Sätze wie „Ich liebe dich“, „Ich sehe dich und ich höre dich“oder „Ich liebe dich für das, was du bist, und nicht für das, was du tust“und „Ich bin stolz auf dich“, die Kinder bei ihrem Aufwachsen von ihren Eltern nicht nur hören, sondern auch erfahren und erleben sollen. „Diese Sätze klingen auf den ersten Blick so banal, aber wenn man sie wirklich umsetzen will, dann ist das oft leichter gesagt als getan“, so Oliver Kraft.
Und so entstand die Idee, diese Botschaften zu vertonen. Jetzt liegt die CD „Ungeahnte Lebensgeister“vor. Lieder wie „Huhn oder Hahn“oder „Anders als ich“greifen die „Guten Elternbotschaften“auf. Ihre Söhne seien ein wahrer Quell an Inspiration gewesen. „Man erlebt so viel, sie haben uns sehr viel Input gegeben“, betont Mirjam Kraft. Und natürlich berühre einen dieses Thema auch als Kind: „Wir sind ja alle die Kinder unserer Eltern und wünschen uns diese Botschaften auch für uns.“Es liege jedoch in der Natur des Menschseins, dass niemand die „Guten Elternbotschaften“in seiner Kindheit auf ideale Art und Weise erhalten hat.
„Wenn Kinder nicht funktionieren, haben sie es echt schwer.“Robin Menges, Familientherapeutin