Vom Isolationisten zum Polizisten der Welt
Donald Trump vollzieht eine Kehrtwende nach der anderen. Er bestraft den einen Diktator und droht dem anderen.
Der Luftangriff auf einen syrischen Luftwaffenstützpunkt hat Freunde und Feinde von US-Präsident Donald Trump gleichermaßen überrascht. Der Verdacht wird rasch laut, dass Trump, wie so viele Politiker, starkes außenpolitisches Auftreten benutzt, um eine äußerst schwache Performance im Inneren zu kaschieren. Tatsächlich ist kaum etwas von seinen großspurigen Versprechungen aus dem Wahlkampf verwirklicht. Er ist mit seinen Einreiseverboten zumindest vorerst gescheitert, ebenso mit der Alternative zu Barack Obamas Gesundheitsversorgung. Seine Umfragewerte sind miserabel.
Also, so könnte man meinen, hat Trump die Gelegenheit ergriffen, das Land hinter sich zu einen, indem er einem anerkannten Bösewicht – Baschar alAssad – gewaltsam seine Grenzen aufzeigt. Ähnlich könnte es sich verhalten mit der Entsendung einer Flugzeugträger-Kampfgruppe in Richtung Korea. Auch dort treibt ein anerkannter Bösewicht – Kim Jong Un – sein Unwesen und bettelt geradezu um eine Strafaktion des Weltpolizisten.
Doch man täte Trump unrecht, wollte man ihm allein unterstellen, außenpolitisch mit dem dicken Stock zu drohen, um innenpolitisch Punkte zu sammeln. Das Gleiche konnte man von Bill Clinton sagen, der auf dem Höhepunkt der Lewinsky-Affäre den Sudan und Afghanistan bombardieren ließ – hätten die Cruise-Missiles damals Osama Bin Laden erwischt, wäre der Welt wohl viel erspart geblieben.
Margaret Thatcher stürzte sich aus einer innenpolitischen Krise heraus in den Falkland-Krieg und der konservative britische Politiker Michael Howard murmelte erst vorige Woche, London sei auch bereit, Gibraltar militärisch zu verteidigen, wenn der Status des Felsens beim Brexit infrage gestellt werde.
Wir wissen, dass Wladimir Putin von Tschetschenien über Georgien bis hin zum Abenteuer auf der Krim und dem russischen Engagement in Syrien auch im Sinn hatte und hat, die Heimatfront zu beruhigen, zumal die Russen seit Jahren vergeblich auf hohen Lebensstandard und Wohlstand hoffen.
Doch Trump könnte ja auch erkannt haben, dass seine Parolen „America First“und „Make America Great Again“mit Sicherheit nicht durch Isolationismus und Rückzug hinter die eigenen Grenzen mit Leben zu füllen sind. Die Kehrtwendung vom PutinBewunderer zum Gegenspieler des Herrn im Kreml deutet darauf hin. Trump dürfte eingesehen haben, wie wichtig es für die USA ist, ihre Rolle als Supermacht überall auf der Welt auszufüllen.