Was höhere Zinsen für das Budget bedeuten
Was tun, wenn die Niedrigzinsphase zu Ende geht? Ein Experte gibt Entwarnung.
WIEN. Die Zeit der niedrigen Zinsen geht langsam zu Ende. Viele Experten sind davon überzeugt, dass in absehbarer Zeit wieder mehr Geld für Kredite bezahlt werden muss. Die Europäische Zentralbank wollte mit der Niedrigzinspolitik den Staaten Zeit geben, ihre Budgets zu sanieren.
Im Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) hat man sich bereits Gedanken gemacht, was höhere Zinsen für die Republik Österreich bedeuten. Die Antwort ist für Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP) auf jeden Fall beruhigend. Selbst wenn die Zinsen steigen, wird Österreich sich auch in den kommenden Jahren günstig finanzieren können. „Wir rechnen mit Zinsen in den kommenden Jahren von ein bis zwei Prozent“, sagt Wifo-Experte Hans Pitlik. Diese Zinssätze lägen noch immer deutlich unter denen, die Österreich vor fünf, sechs Jahren für Anleihen gezahlt habe. Damals waren drei bis vier Prozent durchaus üblich. Daher würde der Schuldendienst der Republik auch in den nächsten Jahren noch zurückgehen, wenn die alten Anleihen refinanziert werden müssen. Allerdings immer unter der Voraussetzung, dass die Zinsen nicht zu stark steigen. Dieser für den Finanzminister erfreuliche Zustand werde noch etwa bis zum Jahr 2022 anhalten, sagt Pitlik. Zwischen 25 und 30 Milliarden Euro pro Jahr beträgt der Finanzierungsbedarf der Republik Österreich. Ein Prozent höhere Zinsen kosten den Finanzminister 250 Mill. Euro.
Dazu kommt, dass der Bund vorhat, das Budgetdefizit weiter zu senken. Vergangenes Jahr betrug es 1,6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Das sind etwa fünf Milliarden Euro. Damit liege Österreich unterhalb der mit der EU vereinbarten Grenze von drei Prozent, sagt Wifo-Expertin Margit Schratzenstaller. Auch bei anderen Indikatoren liege Österreich gut. Und die Republik habe ja den Plan, diese Abgänge weiter zu reduzieren. Auch die Schuldengrenze, bei der Österreich mit mehr als 80 Prozent deutlich über den EUVorgaben von 60 Prozent liege, sinke. Man müsse auch berücksichtigen, dass in diesem Schuldenstand die Aufwendungen für die Abwicklung der Pleitebanken, wie der Hypo Alpe Adria, enthalten seien, sagt Schratzenstaller. Wäre die Bankensanierung rascher angegangen worden, wäre der Schuldenstand bereits derzeit niedriger.