IS-Propaganda über Salzburger Firma
Die Terrororganisation registrierte Internetseiten bei einer Salzburger Firma. Das Unternehmen bekämpft nun die Verbreitung.
Die Propaganda der Terrormiliz IS funktioniert auch deshalb so gut, weil die dortigen Profis schnell die Internetadressen wechseln. So tauchen Internetseiten auch, kurz nachdem sie gesperrt wurden, wieder auf. Immer öfter nisteten sich die Islamisten so auf österreichischen Internetadressen ein. Eine wichtige Rolle spielte dabei eine Salzburger Firma.
SALZBURG. Hassreden, Kriegsvideos, Kämpfer in heldenhaften Posen, radikale Ideologien, Aufrufe zu Anschlägen. Keine andere Terrororganisation beherrscht die Propaganda im Internet so wie der „Islamische Staat“(IS).
Der IS nistete sich zuletzt am liebsten auf österreichischen Seiten ein, was an der Endung „.at“deutlich erkennbar wurde. Das berichtete die Onlinezeitschrift „Vice Magazin“am Montag. Interessantes Detail: Internetadressen, die auf „.at“enden, können weltweit nur von der Salzburger Firma Nic.at vergeben werden.
Bei dem Salzburger Unternehmen bestätigt man die Fälle. „Seit Jänner ist uns das bekannt“, erklärt man auf SN-Nachfrage.
Man arbeite mittlerweile mit inländischen und ausländischen Sicherheitsbehörden zusammen, um die Seiten so schnell wie möglich zu sperren. „Wir vergeben die Adressen, haben allerdings nichts mit den Inhalten zu tun und können dort auch nicht eingreifen“, erklärt ein Sprecher, der aus Sicherheitsgründen anonym bleiben will.
Vor allem die IS-Propagandaagentur Amaq soll auf österreichischen Internetseiten aktiv gewesen sein. Amaq bezeichnet sich selbst als unabhängige Nachrichtenagentur und versucht seriös zu wirken. Laut Terrorexperten gibt sie allerdings einfach die Propaganda des IS weiter. Über Amaq bekennt sich die Terrororganisation etwa regelmäßig zu Anschlägen.
„Wir haben fast damit gerechnet, dass IS-Seiten einmal mit einer österreichischen Adresse auftauchen. Immerhin sind dort Profis am Werk“, erklärt man bei der Salzburger Firma. Weil IS-Seiten immer wieder gesperrt werden, registriert die Terrororganisation viele verschiedene Adressen innerhalb kurzer Zeit. Die Islamisten grasen dabei verschiedenste Vergabestellen für Internetadressen ab, jetzt eben auch in Österreich.
Im Internet tobt indessen ein Kampf gegen den Terror. Hacker und andere Netzaktivisten haben es sich zur Aufgabe gemacht, Internetseiten und Profile der Islamisten in sozialen Netzwerken zu finden und unschädlich zu machen. Immer wieder informierten sie auch das Salzburger Internetunternehmen, dass die Islamisten offenbar österreichische Adressen verwenden.
Die Firma Nic.at will sich gegen die Instrumentalisierung wehren. „Die meisten Adressen wurden unter vollkommen falschen Namen beantragt.“Das gebe der Firma wiederum die Möglichkeit, die Adresse sofort zu sperren. „Weil dann ein eindeutiger Vertragsbruch besteht.“Standardmäßig könne man die Angaben bei der Registrierung nicht überprüfen. „Das Internet funktioniert anders. Schnell, billig und anonym.“Normalerweise sei das kein Problem.
Mittlerweile versuche man jedoch die Augen offen zu halten. Auch die Staatsanwaltschaft kann eine Internetseite sperren lassen. Zwölf österreichische IS-Seiten seien so mittlerweile gelöscht worden. „Der Inhalt bleibt allerdings gleich und wandert einfach weiter auf die nächste Adresse“, erklärt ein Sprecher der Salzburger Firma. Es sei lediglich ein Placeboeffekt. „Was wir machen können, ist im Kampf gegen den Terrorismus leider nicht nachhaltig.“
Geld sei vom IS nie nach Salzburg geflossen. „Bei uns passiert nur die Registrierung. Den Platz für den Inhalt stellen andere Firmen zur Verfügung.“Die hätten wiederum einen Vertrag mit dem Unternehmen Nic.at.
„Wir können dem IS das Leben nur so schwer wie möglich machen. Möglicherweise ziehen die Internetprofis mit ihren Propagandaseiten weiter. Sie suchen wahrscheinlich den Weg mit dem geringsten Widerstand.“
Der Kampf im Internet gegen den IS ist wie der Kampf gegen die Hydra