AHS-Unterstufen sind für den Staat billiger als Mittelschulen
Die Unterrichtsministerin gibt Auskunft darüber, welche Kosten pro Schülerin und Schüler in welchen Schulen entstehen. Wie es zu den großen Unterschieden kommt.
WIEN. In Österreich ist nicht jede Schülerin, nicht jeder Schüler dem Staat gleich viel Geld wert. Zwischen den einzelnen Schultypen und zwischen den Bundesländern gibt es enorme Unterschiede. Dies geht aus der Beantwortung einer parlamentarischen Anfrage der Grünen durch Bildungsministerin Sonja Hammerschmid (SPÖ) hervor. Berechnet wurden dabei die Personalkosten.
So wendet der Staat für ein Kind in der Volksschule im Durchschnitt 4965 Euro pro Jahr auf, für eine Schülerin, einen Schüler der Neuen Mittelschule sind es 7502 Euro, in der AHS-Unterstufe sind es 5808 Euro, in der AHS-Oberstufe 7807 Euro. Für einen Jugendlichen in einer technischen und gewerblichen Mittelschule sind es 8614 Euro, in einer HAK sind es 7768 Euro.
Der Bildungsexperte der Agenda Austria, Wolfgang Fellner, hat folgende Erklärung für diese Zahlen. Unterschiedliche Schultypen wie etwa eine HTL, eine HAK oder eine AHS-Oberstufe hätten unterschiedliche Stundentafeln. Dazu kommt in der HTL der Praxisunterricht. Warum die AHS-Unterstufe und die Neuen Mittelschulen derart unterschiedlich finanziell ausgestattet werden? „Die Politik hat entschieden, dass in den Neuen Mittelschulen oft zwei Lehrkräfte pro Klasse unterrichten. Das kostet Geld“, sagt Fellner. Die Politik investiere mehr Geld in die NMS, weil dort auch Schülerinnen und Schüler sitzen, die zu Hause nicht so unterstützt werden können. Ziel sei es, dass auch diese die Schule positiv abschließen und anschließend eine weitere Schule oder eine Berufsausbildung absolvieren können.
Bei der jüngsten Überprüfung der Lesekompetenz der Schülerinnen und Schüler der 8. Schulstufen stellte sich allerdings heraus, dass die enormen Investitionen in die Neuen Mittelschulen bisher nicht zu den erhofften Erfolgen geführt haben. Jedenfalls nicht bei der Grundfertigkeit Lesen: Lediglich eine Minderheit der Mittelschüler der 4. Klassen schaffte den Lesetest einwandfrei (39 Prozent) oder spielend (zwei Prozent). In den 4. Klassen der AHS dagegen fanden sich 68 Prozent gute und weitere 15 Prozent ausgezeichnete Leser. Auch beim Schreiben, beim Sprachbewusstsein, beim Zuhören und beim Sprechen schnitten die Gymnasiasten durch die Bank wesentlich besser ab. Im Bundesländervergleich zeigten die Jugendlichen in Oberösterreich, Salzburg und der Steiermark die höchste Lesekompetenz – und die Teenager in Wien (gefolgt von jenen in Kärnten) die niedrigste.
Auch bei den Kosten gibt es zwischen den Bundesländern große Unterschiede. So wendet die Bundeshauptstadt Wien für einen Volksschüler 4686 Euro pro Jahr auf, in Kärnten sind es 5793 Euro. Ähnlich ist es bei den NMS: In Wien sind es 6917 Euro, im Burgenland 8173 Euro. Bei den AHS-Unterstufen reicht die Bandbreite von 5013 Euro (Niederösterreich) bis zu 6699 Euro (Salzburg). Folgende Erklärung hat Fellner dafür: Es könnte an den unterschiedlichen Klassengrößen, am Alter der eingesetzten Lehrer oder aber auch der Größe der einzelnen Schulstandorte liegen. Es sei klar, dass etwa kleinere Schulen teurer seien als große. Und gerade in ländlichen Regionen gebe es oft mehr Kleinschulen.