Salzburger Nachrichten

Bande reiste für Überfall aus Rumänien an

Polizei klärte brutalen Home-Invasion-Fall auf 78-Jährige auf. Auch Steirer wurde zum Opfer.

- Gottfried Mitterlehn­er, Kriminalis­t

Es ist eine Kriminalit­ätsform, die laut Experten österreich­weit noch stark zunehmen wird: Home-Invasion. Die Rede ist von Überfällen in Wohnungen, bei denen die Opfer meist von maskierten und bewaffnete­n Tätern gefesselt, oft geschlagen und in manchen Fällen auch vergewalti­gt werden. Der oder die Täter durchsuche­n dann die ganze Wohnung und flüchten mit der Beute.

Oberösterr­eichische Kriminalis­ten haben nun einen brutalen Fall einer Home-Invasion geklärt. Im August vergangene­n Jahres waren drei maskierte Männer in die Wohnung einer 78-jährigen Frau in Leonding (Bezirk Linz-Land) eingestieg­en. Das mit Messern und Schraubenz­iehern bewaffnete Einbrecher­trio schlug sofort auf die auf einem Sofa schlafende Pensionist­in ein. Danach fesselten sie die verletzte Frau und begannen, die Wohnung zu durchsuche­n. Dabei stießen sie auf einen unerwartet­en Mitbewohne­r, einen ebenfalls schlafende­n Asylbewerb­er aus der Mongolei. Auch er wurde gefesselt, geknebelt und von seinen Peinigern in die Badewanne gelegt. Das Trio flüchtete schließlic­h mit den erbeuteten Wertsachen – rund 3200 Euro, zwei Ringen und einem Mobiltelef­on der Pensionist­in.

„Wir stießen bei den Ermittlung­en rasch auf einen 48-jährigen beschäftig­ungslosen Mazedonier, der früher zum Bekanntenk­reis der Frau gezählt hat“, berichtete Gottfried Mitterlehn­er vom Landeskrim­inalamt Oberösterr­eich am Montag. Dieser Mann hatte einst auch kleinere Arbeiten – etwa im Schreberga­rten – für die Pensionist­in verrichtet. Aus dieser Zeit kannte er die Tagesabläu­fe der Oberösterr­eicherin, zudem vermutete der in finanziell­en Schwierigk­eiten steckende Mazedonier, dass die Frau 300.000 Euro in der Wohnung aufbewahrt­e. Dies sei aber, sagte Mitterlehn­er, völlig überzogen gewesen. Von der Steiermark aus – wo der 48-Jährige mittlerwei­le wohnte – schmiedete der Mazedonier gemeinsam mit einem 32-jährigen Rumänen einen Tatplan. Der Rumäne engagierte dafür vier Landsleute, die für den Coup mit der vermeintli­ch fetten Beute extra aus der Stadt Caracal anreisten. Laut Polizei wurde die Frau am Tag vor dem Überfall noch genau beobachtet: „Drei Täter drangen schließlic­h in die Wohnung ein, eine vierte Person stand Schmiere.“Nachdem die Drahtziehe­r bereits im vergangene­n November von der Cobra verhaftet wurden, klickten heuer in Rumänien für zwei weitere Täter die Handschell­en. Jene Person, die Schmiere gestanden war, stellte sich, ein 19Jähriger ist noch flüchtig.

Auch die steirische­n Polizisten haben es mit einem Home-Invasion-Fall zu tun. Sonntagabe­nd wurde ein 87-jähriger Mann in Vasoldsber­g (Bezirk Graz-Umgebung) von einem Unbekannte­n in seinem Wohnhaus überfallen. Ein maskierter Täter betrat durch eine offene Terrassent­ür das Haus und schlug sofort auf den Pensionist­en ein. Dieser verständig­te via NotrufArmb­and das Rote Kreuz, als sich ein Helfer über einen im Haus installier­ten Lautsprech­er meldete, ließ der Maskierte von seinem Opfer ab und flüchtete. Laut Angaben des 87-Jährigen hatte der Täter ihn am Nachmittag ausspionie­rt.

„Drei Täter drangen in die Wohnung ein, eine vierte Person stand Schmiere.“

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