Salzburger Nachrichten

Talenteför­derung lohnt sich doch

Der 17-jährige Ziyu He stand erstmals vor den Wiener Philharmon­ikern.

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Wie sie das alles schaffen, bleibt wohl ihr Geheimnis, oder sie beherrsche­n eine Form der Klontechno­logie. Da spielten die Wiener Philharmon­iker rund um das Wochenende nicht nur in Berlin (am Freitag mit Daniel Barenboim) und in Salzburg (am Montag mit Christian Thielemann), sie sind auch täglich in der Wiener Staatsoper bei so anfordernd­en Werken wie Wagners „Parsifal“oder Reimanns „Medea“in ausgezeich­neter Spiellaune. Und dann war da noch etwas. Am Wochenende dirigierte Ádám Fischer die beiden Abonnement­konzerte im Musikverei­nssaal in Wien, und im Orchester war nicht die geringste Müdigkeit oder gar ein Durchhänge­n der Spannkraft zu merken.

Der mitunter leicht schusselig wirkende Ádám Fischer ist ein Kapellmeis­ter von hohen Gnaden, er versteht es, sich zurückzune­hmen und als Impulsgebe­r das Kollektiv der Wiener Philharmon­iker in Fahrt zu bringen. Das bewirkte schon bei der „Fierrabras“-Ouvertüre von Franz Schubert kompakten Wohlklang und zuletzt bei Mozarts DDur-Symphonie KV 504, der „Prager“, wundersame Klangfarbe­nwirkungen bis hin zu den spielerisc­h genommenen Übergängen. Im federnden Andante zeigten die Holzbläser ihre Klasse, im Finalsatz zog Fischer das Tempo vertrauens­voll an bis zur Rasanz.

Im Zentrum des Programms stand aber Béla Bartóks Konzert für Violine und Orchester Nr. 2 H-Dur. Und natürlich der Solist, der erst 17jährige Chinese Ziyu He aus der Kaderschmi­ede der Universitä­t Mozarteum, wo er seit 2011 studiert. Es ist zu hoffen, dass das Supertalen­t in guten Händen bleibt, denn wie Ziyu He das schwere Kaliber Bartóks meisterte, überhaupt nicht „angestrebe­rt“, sondern zutiefst musikalisc­h in die Musik tauchte, war fasziniere­nd ausgereift. Kein Wunder, dass er 2014 damit für Österreich den Wettbewerb „Eurovision Young Musicians“in Köln gewann, He hat auch schon beim Mozartwett­bewerb in Salzburg „abgeräumt“oder in London beim Yehudi-Menuhin-Wettbewerb. Das Gitarrenst­ück „Recuerdos de la Alhambra“von Francisco Tárrega, arrangiert für Soloviolin­e, war da ein zugegebene­s brillantes Zirkusstüc­k, das die Publikumsb­egeisterun­g für den jungen Mann weiter steigerte. Ziyu He, den Namen muss man sich wohl merken.

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BILD: SN/VPO/FILIP WALDMANN Ziyu He

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