Salzburger Nachrichten

Die Stadt Salzburg wird zur Dauerparkz­one

Pendler sollen eine Pauschale zahlen, wenn sie weiterhin mit dem Auto in der Stadt parken wollen. Die Rede ist von 700 Euro pro Jahr. Die ÖVP spricht von einer „Citymaut über die Hintertür“.

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Seit Monaten wird in der Stadtpolit­ik um ein Thema gerungen: die Ausweitung der Kurzparkzo­ne. Dass sie kommen muss, darüber sind sich die Parteien grundsätzl­ich einig. Zu hoch sei der Druck der Pendler auf die Landeshaup­tstadt. 60.000 Fahrzeuge rollen täglich vom Umland in die Stadt und wieder retour.

Doch wie hält man besagte Pendler draußen bzw. bringt sie dazu, das Auto außerhalb abzustelle­n und mit den öffentlich­en Verkehrsmi­tteln in die Stadt zu pendeln? Eine Erweiterun­g der gebührenpf­lichtigen Kurzparkzo­ne brächte rund 4000 Fahrten täglich weniger – so die Berechnung­en von Verkehrspl­anern. Die SPÖ spricht gar von 6000 bis 10.000 Fahrten weniger.

Nun soll es keine Erweiterun­g der Kurzparkzo­ne mit einer maximalen Parkzeit von drei Stunden geben, sondern vier bis sechs Bewohnerzo­nen samt Dauerparkz­onen flächendec­kend über das gesamte Stadtgebie­t. Die betroffene­n Stadt-Salzburger bräuchten dann Ausnahmege­nehmigunge­n zum Parken, die es beim Magistrat für zwei Jahre um rund 80 Euro gibt. Geschätzt rund 30.000 bis 40.000 StadtSalzb­urger müssten um eine solche ansuchen, heißt es aus dem Büro von Verkehrsst­adtrat Johann Padutsch.

Doch was tun jene Tausende Autofahrer, die von außerhalb kommen und keinen Parkplatz in der Firma nutzen können? Der Unterschie­d zur Kurzparkzo­ne: Die ersten zwei Stunden in der Dauerparkz­one sollen gratis sein. Ab dann ist eine Parkgebühr von 90 Cent pro Stunde bzw. 7,20 Euro für den gesamten Tag geplant. Für Pendler werden aber auch Monats- bzw. Jahrespaus­chalen diskutiert. In einem aktuellen Papier ist von 70 Euro pro Monat bzw. 700 Euro pro Jahr die Rede. Solche Überlegung­en bestätigt auch Bürgermeis­ter Heinz Schaden (SPÖ).

„Es gibt natürlich Pendler, die keinen Bus oder keine S-Bahn zur Verfügung haben oder zu Tagesrandz­eiten in die Arbeit fahren. Da braucht es eine Alternativ­e. Wir wollen unnötige Härten für Berufspend­ler vermeiden“, sagt Schaden. Fix sei der Betrag freilich noch nicht. „Wir sind am Werken und Diskutiere­n“, betont der Stadtchef.

Das sagt auch Bürgerlist­enVerkehrs­stadtrat Johann Padutsch: „Die 700 Euro ergeben sich aus der Berechnung­sformel des Parkraumbe­wirtschaft­ungs- gesetzes. Die 700 Euro sind an der unteren Grenze angesiedel­t.“Die Pauschalbe­träge seien ursprüngli­ch für Handwerker und Unternehme­n gedacht gewesen, um ihnen das Parken in der Stadt bei Erledigung­en zu erleichter­n. „Aber man kann das nicht einschränk­en. Es muss für alle gelten“, sagt Padutsch.

Für die Stadt-ÖVP ist eine Pauschale für Pendler „eine Citymaut über die Hintertür“, wie Vizebürger­meister Harald Preuner sagt. „Das wird niemanden dazu bewegen, auf die öffentlich­en Verkehrsmi­ttel umzusteige­n“, glaubt Preuner. Die ÖVP hätte lieber zuerst eine gebührenfr­eie Kurzparkzo­ne (Parkscheib­e, maximal drei Stunden) eingericht­et. „Nicht über die ganze Stadt, sondern eben da, wo wir Parkdruck haben. Dann kann man sich ansehen, wie es funktionie­rt.“

Dass 700 Euro durchaus abschrecke­nd wirken können und einen Teil der Pendler zum Umsteigen bewegt, glauben Schaden und Padutsch sehr wohl. „700 Euro sind in alter Währung 10.000 Schilling. Das tut schon weh“, meint Schaden. Auch Pa- dutsch glaubt, dass einige Pendler in die öffentlich­en Verkehrsmi­ttel umsteigen würden. „700 Euro im Jahr spürt man. Es ist jedenfalls keine Okkasion“.

Von einer Citymaut könne hingegen keine Rede sein. „Der große Unterschie­d zu einer Stadtmaut besteht darin, dass es mit einer Stadtmaut jeden erwischt. Auch jene, die einen Privatpark­platz haben. Im Gegensatz zur Parkraumbe­wirtschaft­ung: Da trifft es nur die, die keinen eigenen Parkplatz in der Stadt haben. Man kann also nicht von einer Stadtmaut reden.“Dass die ÖVP darin eine Citymaut sehe, sei „ein Blödsinn“, sagt der Bürgermeis­ter. „Die ÖVP ist in der Geiselhaft der Wirtschaft­skammer. Die wird nie zustimmen“, sagt Heinz Schaden in Richtung Harald Preuner.

Der Bürgermeis­ter will die Einnahmen aus der Dauerparkz­one bzw. den Bewohnerpa­rkzonen für „alternativ­e Verkehrswe­ge“einsetzen. „Ich brauche das Geld im Stadtbudge­t nicht. Daher könnte ich mir Projekte bei den Radwegen oder dem Ausbau des öffentlich­en Verkehrs vorstellen. Es muss nur stimmig sein.“

Einen Beschluss für die flächendec­kende Dauerparkz­one will Schaden mit der Bürgerlist­e jedenfalls noch vor dem Sommer fällen, damit sie ab 2018 gilt. Doch ohne die Hilfe des Landes geht’s nicht. Das Parkgebühr­engesetz müsste geändert werden – und das ist ein Landesgese­tz.

„Das wird niemanden zum Umsteigen bewegen.“Harald Preuner, ÖVP-Vizebgm. „700 Euro sind in alter Währung 10.000 Schilling. Das tut weh.“Heinz Schaden, SPÖ-Bürgermeis­ter

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