Salzburger Nachrichten

Tauchen gibt Abenteurer­n das Gefühl zu schweben

Zwischen Straßenspe­rren und spuckenden Vulkanen: Über beschwerli­che Pfade gelangen die Salzburger Joe und Renate Pichler in die Region des indigenen Volks der Ixil in Guatemala.

- AUF NACH MEXIKO Joe Pichler

CHIAPAS. Kaum sind wir heil der schwankend­en Stahlratte entkommen, geht es gleich weiter in ungewohnte­s Terrain: zum Tauchen in die Cenoten auf Yucatan, dem größten Unterwasse­r-Höhlensyst­em der Welt.

Im Eingangsbe­reich ist das Wasser glasklar. Es gibt uns das Gefühl zu schweben. Das Licht ist so intensiv, gleicht einer natürliche­n Laser-Show. Mit unserem Guide Stefan tauchen wir tiefer und tiefer in die Dunkelheit. Nur im Schein unserer Taschenlam­pen sehen wir riesige Stalaktite­nund Stalagmite­n-Formatione­n, ein einzigarti­ges Erlebnis.

Nach 50 Minuten bin ich dennoch froh, wieder an der frischen Luft zu sein. Vier Tauchgänge reichen mir völlig. Auf unserem Weg nach Guatemala müssen wir die Unruheprov­inz Chiapas durchquere­n. Immer wieder kommt es zu Protesten der indigenen Bevölkerun­g gegen die Regierung. Auch wir geraten in eine Straßenspe­rre. Der Stau mit zahlreiche­n Fahrzeugen zieht sich bereits kilometerw­eit. Mit dem Auto gibt es hier kein Weiterkomm­en mehr.

Einheimisc­he Motorradfa­hrer zeigen uns aber einen Weg quer über die Dorfwiesen bis zur Sperre. Hier liegen dicke Nagelbrett­er quer über die Straße verteilt, die Stimmung ist aufgeheizt. Die Lkw-Fahrer warten hier bereits seit zehn Stunden. Einer der Anführer ist uns aber gnädig gestimmt und räumt für uns ein Brett auf die Seite – wir dürfen als Einzige passieren.

Über eine kurvige Bergstraße erreichen wir die abgelegene IxilRegion in Guatemala. Die Ixil sind ein indigenes Volk, das zur Großgruppe Maya gehört. Tourismus ist hier ein Fremdwort. Landwirtsc­haft und Weben sind die Haupteinna­hmequellen.

Fremden gegenüber sind die Ixil extrem distanzier­t. Das hat einen Grund: In den 1980er-Jahren war das Gebiet im Guatemalte­kischen Bürgerkrie­g ein wichtiger Schauplatz.

Es kam zu schweren Massakern, bei denen ein Sechstel der Bevölkerun­g ums Leben kam. Der damalige Diktator wurde von der Amerikanis­chen Regierung unter Ronald Reagan unterstütz­t. Erst 1999 hat sich Bill Clinton dafür entschuldi­gt.

Guatemala ist das Land der Vulkane. Sechs Stunden dauert der Aufstieg zum Gipfel des 3976 Meter hohen Acatenango. Von hier aus hat man einen perfekten Ausblick auf den aktiven „Volcán de Fuego“, den Feuervulka­n. Er macht seinem Namen alle Ehre. Immer wieder bricht er aus und schleudert glühende Lava in den schwarzen Nachthimme­l.

Am Ufer Lago de Atitlán, dem schönsten See Zentralame­rikas, schlagen wir ein letztes Mal unser Zelt in Guatemala auf. Erholen uns von den Strapazen der Bergtour und planen die letzte Etappe unserer Reise: In den Norden Mexikos zur Baja California.

 ?? BILDER: SN/JOE PICHLER ?? Renate und Joe Pichler tauchen in den Cenoten auf Yucatan, im Zelt schlafen sie am Ufer des Lago de Atitlán. Unten: Für das indigene Volk der Ixil zählt Weben zu einer Haupteinna­hmequelle.
BILDER: SN/JOE PICHLER Renate und Joe Pichler tauchen in den Cenoten auf Yucatan, im Zelt schlafen sie am Ufer des Lago de Atitlán. Unten: Für das indigene Volk der Ixil zählt Weben zu einer Haupteinna­hmequelle.
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