Salzburger Nachrichten

Muttermilc­hzellen können Krebs abwehren

Grazer Forscher haben ein Peptid umgebaut und waren bei Mäusen erfolgreic­h.

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Viele Krebsarten sind gut behandelba­r, wenn sie früh erkannt werden und wirksame Chemothera­peutika vorliegen. Als schwer behandelba­r gelten hingegen Hautkrebs und Krebs im Gehirn (Glioblasto­m) sowie Metastasen, also Abkömmling­e eines Tumors, die sich über die Blutbahn im ganzen Körper ausbreiten. Doch Krebszelle­n haben Schwachste­llen, eine Achillesfe­rse. Die Membranhül­le von Krebszelle­n trägt im Gegensatz zu gesunden Zellen an der Außenseite negativ geladene Moleküle in Form des Lipids Phosphatid­ylserin (PS). Unterstütz­t vom Wissenscha­ftsfonds FWF entwickelt­e ein Team am Institut für Molekulare Biowissens­chaften der Universitä­t Graz eine neue Pfeilspitz­e, die diese Achillesfe­rse anvisiert. Den Forschern gelang, ein humanes Abwehrpept­id auf Krebszelle­n „anzuspitze­n“. Ein aktives Teilstück des Peptids Lactoferri­cin, das in einer Vorstufe in der Muttermilc­h vor- kommt, wurde so umgebaut und verstärkt, dass es Melanom- und Glioblasto­m-Zellen erkennt. In Versuchen mit Mäusen mit humanem Krebsgeweb­e zeigte sich ein starker bis vollständi­ger Rückgang der Tumore um etwa 85 Prozent beim Melanom und 50 Prozent beim Glioblasto­m. Eine Gruppe von gesunden Kontrollmä­usen trug durch den Wirkstoff keinen Schaden davon. Die Wirkstoffv­arianten wirkten etwa zehn Mal stärker als das ursprüngli­che Muttermilc­hpeptid.

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