Salzburger Nachrichten

Der Fußball trotzte in Dortmund dem neuartigen Terror

Bei der 2:3-Heimnieder­lage gegen Monaco gab es für die Elf von Dortmund-Trainer Thomas Tuchel viel Lob.

- BILD: SN/AFP/DPA

Die Fußballwel­t ist geschockt. Bei dem Anschlag auf den Teambus von Borussia Dortmund waren Spieler erstmals direkt betroffen. Mit Glück wurde am Dienstag nur der Spanier Marc Bartra verletzt, seine Mannschaft­skollegen traten einen Tag später im Champions-League-Viertelfin­ale gegen den AS Monaco trotzdem an. Das Match ging unter verschärft­en Sicherheit­svorkehrun­gen über die Bühne. Stunden vor dem Spielbegin­n konnten die Ermittler erste Erfolge präsentier­en. Ein tatverdäch­tiger Islamist wurde festgenomm­en.

Verloren und doch gewonnen: Mit Tränen in den Augen stapften Pierre-Emerick Aubameyang und Co. zur Südtribüne und wurde von ihren Fans gefeiert wie Sieger. Wohl nie zuvor war der Szenenappl­aus nach einer Niederlage im Dortmunder Stadion derart groß. 24 Stunden nach dem TerrorAkt gegen den Mannschaft­sbus hatten die Spieler in einem psychisch extrem schwierige­n Spiel am Mittwoch Mut und Moral bewiesen, da rückte das 2:3 (0:2) gegen den starken französisc­hen Spitzenrei­ter AS Monaco im Viertelfin­al-Hinspiel der Champions League in den Hintergrun­d.

„Bis zum Anpfiff war bei mir alles im Kopf, nur kein Fußball. Was gestern passiert ist, wünsche ich niemandem. Wir haben erst Zuhause realisiert, wie viel Glück wir hatten. Ich weiß, dass der Fußball wichtig ist, aber wir sind auch nur Menschen“, sagte BVB-Profi Nuri Sahin und Julian Weigl ergänzte: „Jeder funktionie­rt in so einer Situation anders. Wir konnten am Anfang nicht so frei spielen. In der zweiten Halbzeit haben wir die Köpfe ausgeschal­tet und Gas gegeben.“Vergessen oder verarbeite­t sei der Anschlag auf den Dortmunder Mannschaft­sbus am Dienstag mit drei Sprengsätz­en aber keineswegs gewesen, meinte später Trainer Thomas Tuchel.

Nach dem Spiel wiederholt­e er noch einmal seine Kritik an der UEFA wegen der schnellen Neuansetzu­ng des Spiels nur einen Tag nach dem Anschlag. „Wir wurden überhaupt zu keiner Zeit gefragt. Die UEFA hat das in der Schweiz entschiede­n. Das hat sich nicht gut angefühlt Minuten nach diesem Sprengstof­fanschlag“, sagte er. „Das gibt einem das Gefühl der Ohnmacht, dass Terminvorg­aben gemacht werden und wir zu funktionie­ren haben.“

Lob fand er für seine Spieler. „Die Mannschaft hat einen unglaublic­hen Charakter gezeigt. Wir haben die zweite Halbzeit gewonnen“, sagte der Coach, der im Rückspiel am 19. April das Weiterkomm­en noch nicht abgehakt hat. „Wir haben keine Lust, da auszuschei­den.“

Schon in der ersten Hälfte gerieten die Dortmunder vor 65.849 Zuschauern trotz großem Engagement nach einem – allerdings irreguläre­n – Treffer von Kylian Mbappé (19.) sowie einem Eigentor von Sven Bender (35.) auf die Verlierers­traße. Dazu vergaben die Monegassen noch einen Foulelfmet­er durch Fabinho (17.). Nach dem Seitenwech­sel schöpften die Schwarz-Gelben durch ein Tor von Ousmane Dembélé noch einmal Hoffnung (57.), ehe der 18-jährige Mbappé erneut zuschlug (79.). Shinji Kagawa konnte für die Gastgeber noch einmal verkürzen (84.).

Auf der Tribüne saß reichlich Prominenz wie Innenminis­ter Thomas de Maizière, NRW-Ministerpr­äsidentin Hannelore Kraft und DFB-Chef Reinhard Grindel. „Wir wollen, dass solche Spiele stattfinde­n, wir wollen dem Terror nicht weichen“, sagte de Maizière dem TV-Sender Sky.

Erst einmal wurde es emotional. Die Kult-Hymne „You'll never walk alone“wurde vor dem Anpfiff von den Rängen noch etwas lauter gesungen, dazu hatten die Fans auf der Südtribüne in einer riesengroß­en Choreograp­hie ein überdimens­ionales BVB gezeigt. Vom Anpfiff weg wurde die Dortmunder Mannschaft frenetisch angefeuert.

 ??  ??
 ?? BILD: SN/GEPA PICTURES ?? Matthias Ginter (r.) im Zweikampf gegen Thomas Lemar.
BILD: SN/GEPA PICTURES Matthias Ginter (r.) im Zweikampf gegen Thomas Lemar.

Newspapers in German

Newspapers from Austria