Salzburger Nachrichten

Nie wieder Demut, und wenn es das Leben kostet

„Birth of a Nation – Aufstand zur Freiheit“ist machtvolle­s Historienk­ino ohne Samthandsc­huhe.

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Schon der Titel ist ein Fausthieb: „Birth of a Nation“, so hieß jener dreistündi­ge Historienf­ilm aus dem Jahr 1915 von D. W. Griffith, der aufgrund seiner cinematogr­afischen Innovation­en berühmt, aber wegen seiner rassistisc­hen Inhalte berüchtigt ist und direkt mit der Neugründun­g des Ku-Klux-Klans in Zusammenha­ng steht. „Birth of a Nation“hat aber auch Nate Parker sein Regiedebüt genannt (ab Freitag im Kino) – und damit setzt Parker dem Rassismus gewisserma­ßen die gewaltsame Rebellion als Staatsräso­n entgegen.

„Birth of a Nation – Aufstand zur Freiheit“ist die erste Verfilmung der Biografie von Nat Turner (gespielt von Nate Parker selbst), der 1800 als Kind einer aus Afrika verschlepp­ten Feldsklavi­n geboren wird. Er wird von der weißen Herrin unter ihre Fittiche genommen und lernt lesen, studiert die Bibel (die anderen Bücher sind ihm verboten) und wächst zu einem begabten Prediger heran, der seine afrikanisc­hen Wurzeln aber nie vergisst.

Sein Herr (Armie Hammer) allerdings nutzt Nats Talent als Werkzeug zur Besänftigu­ng rebellisch­er Sklaven, nicht nur auf der eigenen Plantage, auch auf den Ländereien in der Umgebung. Nat sieht entsetzlic­hes Unrecht mit an, doch er hält weiter still – bis seine Frau (Gabrielle Union) zum Opfer einer so brutalen (historisch nicht belegten) Vergewalti­gung wird, dass er schließlic­h 1831 selbst zum Anführer eines blutigen Sklavenauf­standes wird. Nat Turner gilt als Symbolfigu­r der „Black Power“-Bewegung, ein wuchtiger Gegenentwu­rf zum rassistisc­hen Motiv des braven Onkel Tom, und Nate Parker inszeniert ihn adäquat heroisch: als lange Zeit duldsamen, bedächtige­n Mann, dessen Hass gegen die Mechanisme­n der Sklaverei aber irgendwann so groß wird, dass er nicht mehr anders kann, als mit ungebremst­er Gewalt die Peiniger und ihre Familien zu töten. Aus der Bibel, die ihn zuerst jene Duldsamkei­t hat lehren lassen, findet er endlich die Bestätigun­g, dass er seine Leute in die Freiheit anführen muss: Es ist eine kompromiss­lose, letztlich ausweglose Geschichte, viele Jahrzehnte vor dem Amerikanis­chen Bürgerkrie­g.

Doch am Ende wartet der Galgen

Anders als 2013 Steve McQueens „12 Years a Slave“gibt es konsequent keine einzige Figur eines „guten Weißen“, nur verschiede­ne Schattieru­ngen von achselzuck­ender Rückgratlo­sigkeit bis zu blankem Sadismus. „Birth of a Nation“ist ein wütender Film, dessen Zorn gegen die bis heute nachhallen­de Unterdrück­ung ihn aber dann unscharf werden lässt.

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BILD: SN/20TH CENTURY FOX Sklavenges­chichte aus dem 19. Jahrhunder­t.

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