So bleiben Kinder schlank
Im westfinnischen Seinäjoki hat ein Gesundheitsprogramm die Anzahl übergewichtiger Kinder drastisch gesenkt, ohne viel Geld dafür auszugeben. Das Konzept soll landesweit kopiert werden.
damit alle eine Bewegungsart finden, die zu ihnen passt. Alle Schulkinder sollen sich rund drei Stunden am Tag bewegen, Schulwege mit eingerechnet.
„Ich war übergewichtig und ständig müde, die anderen haben mich damit aufgezogen. Jetzt bin ich es nicht mehr. Ich habe mit American Football angefangen“, sagt der Fünftklässler Arttu. „Es kann aber ziemlich nerven, wenn die Lehrer ständig daran erinnern, dass wir uns in den Pausen bewegen sollen“, sagt er. Auch Süßigkeiten sind von seiner Grundschule verbannt. Zwei Tage die Woche ist eine Schulkrankenschwester da, ein Mal im Monat der Schularzt. „Die betreuen das Schlankheitsprogramm mit, wiegen die Kinder regelmäßig, sprechen das Thema immer wieder bei den Eltern an“, sagt der Rektor. Die Eltern mit ins Boot zu holen sei zentral, sagt er. „Nur bei den Stehklassenzimmern wollten sie nicht mitmachen. Das war ihnen zu radikal“, ergänzt er und lacht.
An der weiterführenden Yhteiskoulu für 13- bis 16-Jährige gibt es allerdings Klassenzimmer mit Stehpulten. In den Klassen mit Stühlen stehen die Kinder regelmäßig im Unterricht auf. In einem Unterrichtszimmer gibt es neben der Tafel sogar eine Halterung, an der Klimmzüge gemacht werden können. Der Schulhof wurde mit Spielfeldern so umgebaut, dass er zu Bewegung animiert. Lehrerin Laura Jokiranta unterrichtet Gesundheitskunde, ein Fach, das es neuerdings an allen Schulen gibt. Wie andere Lehrer hat sie Bewegung direkt in den Unterricht eingebaut. Kinder müssen etwa im Wettbewerb anderen mit Körpersprache für Klausuren wichtige Begriffe erklären. Das an vielen finnischen Schulen populäre Spiel ist räumlich so getrennt, dass die Kinder viel hin und her rennen müssen.
Finnland ist anders als der deutschsprachige Raum. Der Staat hat eine starke Rolle, das Bildungsniveau ist sehr hoch, das soziale Gefälle gering, es gibt relativ wenige Migranten. Das Vertrauen in den Staat ist groß, die Bevölkerung akzeptiert Bevormundung für den guten Zweck eher als andernorts.