Formel-1-Pilot: In Salzburg fit
Nach intensiver Behandlung beim Salzburger Physiotherapeuten Erwin Göllner kehrt der deutsche Pilot Pascal Wehrlein nach seiner Zwangspause dieses Wochenende in den Grand-Prix-Zirkus zurück.
Wer dort trainiert, nennt den Raum respektvoll-ironisch Folterkammer. Der Salzburger Physiotherapeut Erwin Göllner baute den Keller seiner Praxis in Fürstenbrunn mit hochwertigen Geräten speziell für die Bedürfnisse von Motorsportlern aus. Die lange Liste der prominenten Klienten, die hier schwitzten, ist seit dieser Woche um den Namen des deutschen Piloten Pascal Wehrlein erweitert.
„Pascal hat bei mir ein Programm durchgezogen, das kann ich bestätigen“, schilderte Erwin Göllner am Mittwoch. Mit welchen Methoden und Therapien der Salzburger den 22-jährigen Wehrlein behandelt hat, fällt natürlich unter die Schweigepflicht. Wehrlein war DTM-Sieger der Saison 2015 und im Jahr darauf Formel-1-Debütant im Team Manor. Er wechselte für 2017 zu Sauber und musste heuer die ersten beiden Saisonrennen auslassen. Bei einem Crash in einem unbedeutenden „Race of Champions“im Jänner in Miami hatte er sich mit einem offenen DreiradSportwagen spektakulär überschlagen. Der Unfallgegner war der Brasilianer Felipe Massa.
Über die Art der Verletzung kursieren verschiedene Gerüchte. Zunächst hatte es geheißen, Wehrlein sei okay, dann war von drei Haarrissen im Bereich der Brustwirbel die Rede. Später tauchte eine neue Variante auf. Wehrlein ist im Mercedes-Nachwuchsprogramm verankert und Toto Wolff, Motorsportdirektor der Marke mit dem Stern, wurde bei RTL so zitiert: Sein Schützling habe sich „Wirbel im Halswirbelbereich gestaucht und gebrochen“. Den folgenden Meldungen entgegnete Wolff mit dieser Aussage: „Man sollte über den Gesundheitszustand eines Sportlers nicht in den Medien elaborieren.“Offiziell herrscht Stillschweigen. Sauber berichtete nur, dass Wehrlein diese Woche in Bahrain wieder an Bord sei. Er übernimmt das Cockpit von seiner Vertretung, dem Italiener Antonio Giovinazzi.
Erwin Göllner ist seit über 20 Jahren mit der Elite des Motorsports verbunden. Er begleitete Weltmeister Jacques Villeneuve als persönlicher Betreuer und machte auch Nico Rosberg fit für die Formel 1. Die wichtigste Ein- richtung in seiner „Folterkammer“ist ein Fliehkraftsimulator. Das ist eine durchsichtige Box mit Sitz, Lenkrad und Bildschirm, in der Rennsituationen nachgeahmt werden. Dabei geht es nicht so wie bei einem Videospiel um das Gewinnen von Rennen, sondern um das Training der Halsmuskulatur.
Das funktioniert so: Am Kopf des Fahrers sind Gewichte befestigt. In Kurven drückt die Fliehkraft den Kopf nach außen und der Fahrer muss mit seiner Muskelkraft entgegenhalten. So eine Prozedur dauert stundenlang und die Fahrer bekommen einen „Stiernacken.“In der Box können klimatische Bedingungen nachgestellt werden.
Je höher die Klasse im Motorsport, desto höher werden die Fliehkräfte. Ein untrainierter Fahrer würde nicht eine Runde im Renntempo schaffen.
„Die Arbeit im Simulator verlangt alles ab.“Erwin Göllner, Physiotherapeut