Die EU-Gegner haben Kreide gefressen
Der eine verspricht, im Fall seiner (höchst unwahrscheinlichen) Wahl zum Präsidenten schlicht und einfach den Austritt Frankreichs aus der Europäischen Union. Drei andere Kandidaten wollen zurück zum Franc. Eine Weitere, es handelt sich um die Chefin der rechtspopulistischen Front National (FN), Marine Le Pen, will in Brüssel den Austritt Frankreichs aus dem Euro und der EU durchsetzen. Nur drei der elf Bewerber, die am Sonntag zur ersten Runde der französischen Präsidentenwahl antreten, stellen Frankreichs Mitgliedschaft in der EU nicht infrage: der Sozialist Benoît Hamon, der Rechtskonservative François Fillon und der Sozialliberale Emmanuel Macron.
Viel Zustimmung haben die acht Antieuropäer für ihre Thesen im Wahlkampf, wie es scheint, nicht gefunden. Den jüngsten Umfragen ist zu entnehmen, dass die Forderung nach einem Euroaustritt vor allem ältere Wähler abschreckt. Also konzentrierte Marine Le Pen ihre Angriffe auf den Islam und die Immigration, ehe sie durch das Attentat von Paris neue Argumente für noch mehr Härte im Anti-Terror-Kampf fand.
Die Aussicht auf einen Frexit scheint für die Franzosen jedenfalls abschreckender zu sein, als es der Brexit vor einem Jahr für die Briten war. Das muss wohl auch dem Linksaußen Jean-Luc Mélenchon klar geworden sein. Seinen Wahlkampf hatte er mit der Forderung geführt, die europäischen Verträge zu ändern, die Unabhängigkeit der Europäischen Zentralbank zu beenden, den Stabilitätspakt aufzuheben und alle Schulden zu annullieren. Und falls die Verhandlungen darüber scheitern, müsse Frankreich eben die EU verlassen. Jetzt verkündete er, dass es überhaupt nicht wahr sei, dass er den Euro aufgeben und die EU verlassen wolle: „Ein bisschen Seriosität, bitte.“Dass die erklärten EU-Gegner Le Pen und Mélenchon auf einmal Kreide gefressen haben, erklärte die Zeitung „Le Monde“mit deren Erkenntnis, dass die Franzosen die EU zwar kritisieren, mehrheitlich aber an ihr festhalten wollten. Sie bedeute ihnen trotz allem Sicherheit.