Der Grasser-Aufdecker betreibt jetzt Parkfirma
Ein enger Mitarbeiter des Ex-Finanzministers brachte die Buwog-Affäre ins Rollen. Längst hat er sich aus der Politik zurückgezogen.
WIEN. Michael Ramprecht sagt von sich, er sei ein Fan Karl-Heinz Grassers gewesen, bis es am 5. September 2002 zur Zäsur gekommen sei. An jenem Tag ging es bei einer Sitzung um die Auswahl der Investmentbank, die den Verkaufsprozess der 60.000 Bundeswohnungen (Buwog) begleiten sollte. Ramprecht war damals Kabinettsmitarbeiter und enger Vertrauter von Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser.
Diese Sitzung und die Privatisierungsvorbereitungen waren sozusagen der Beginn des Buwog-Skandals. Zehn Jahre später, vor dem Korruptions-U-Ausschuss im Parlament und in den Einvernahmen vor den Korruptionsermittlern, nahm sich Ramprecht als einer der wenigen kein Blatt vor den Mund. Er bezeichnete die Buwog-Privatisierung als „abgekartetes Spiel“, es sei um private Bereicherung und nicht um öffentliche Interessen gegangen.
Grasser sei ein „geldgieriger Machtmensch“, der keinen Widerspruch in seinem Umfeld dulde, sagte Ramprecht im U-Ausschuss. „Bei allen Personalentscheidungen hat Grasser persönlich entschieden. Es gab keine Kommission, in der nicht ausschließlich Personen saßen, die der Minister zu 100 Prozent befürwortete.“Grasser attestierte Ramprecht daraufhin, er sei „psychisch labil“. Die beiden deckten sich in der Folge gegenseitig mit Klagen ein. Ein Medienverfahren und ein Prozess wegen übler Nachrede sind bis zum Ende des BuwogStrafverfahrens ausgesetzt.
Die Korruptionsstaatsanwaltschaft erhebt in ihrer Anklage den Vorwurf, der Buwog-Verkauf sei von Anfang bis Ende durch Grasser gesteuert gewesen. Ramprecht war bis zuletzt auch einer der Angeklagten, weil er bei der Auswahl des Geldinstituts Lehman, das die Buwog-Privatisierung begleiten sollte, mitgewirkt hatte. Das Oberlandesgericht entschied am Donnerstag, dass dieser Anklagepunkt fallen gelassen wird. Damit wurde auch Ramprecht von der Liste gestrichen, es bleiben 15 Beschuldigte.
Ob Ramprecht vor Gericht als Zeuge geladen wird, weiß er nicht. Überhaupt will er zu dem Thema gar nichts mehr sagen. „Für mich und meine Familie ist die ganze Geschichte abgehakt“, sagt Ramprecht auf SN-Anfrage am Freitag. Längst hat sich der studierte Techniker aus der Politik zurückgezogen.
Ramprecht arbeitet heute als einer von zwei Geschäftsführern bei Comfort Parking in Wien. Das Unternehmen ist auf die Vermarktung und Umsetzung neuer Technologien im Bereich der Parkraumbewirtschaftung spezialisiert. Aber auch Comfort Parking soll in nächster Zeit neu strukturiert werden, erzählt der andere Geschäftsführer.