Salzburger Nachrichten

„Insider“Petzner schreibt ein Buch über Populisten

- „Trump to go“; Stefan Petzner; edition a; 19,90 Euro. pef

Wer, wenn nicht er? Stefan Petzner war bis zum Unfalltod von Kärntens Landeshaup­tmann Jörg Haider im Jahr 2008 dessen engster Vertrauter. Und Haider wiederum war ein Populist der ersten Stunde. Er hat bereits Anfang der 1990erJahr­e mit seinem Anti-AusländerW­ahlkampf „Österreich zuerst“die Bundesregi­erung vor sich hergetrieb­en. Jetzt hat sein „Ziehsohn“Petzner ein Buch geschriebe­n, wie Populismus funktionie­rt.

In „Trump to go“analysiert der 36-Jährige auf 160 Seiten die sechs wesentlich­en Merkmale von Populismus. „Nicht jeder Aktionist, der einen knackigen Sager liefert, ist ein Populist“, betont Petzner. USPräsiden­t Donald Trump, der Gründer von Italiens Fünf-Sterne-Bewegung, Beppe Grillo, Haider oder FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache seien klassische Populisten, Bundeskanz­ler Christian Kern (SPÖ) oder Außenminis­ter Sebastian Kurz (ÖVP) hingegen nicht. „Populisten verwenden permanent eine kriegerisc­he, aggressive Sprache. Sie sprechen nur das Bauchgefüh­l an, bewegen sich auf der Ebene der Emotionen und meiden inhaltlich­e Auseinande­rsetzung“, erzählt Petzner.

„Populismus funktionie­rt wie Hollywood-Kino. Populisten suchen ständig den Ausnahmezu­stand.“Auf der einen Seite der Populist, der Held, der Gute, auf der anderen Seite das Böse – wie der Ausländer, der Islamist oder die EU. Und der Populist inszeniere den finalen Kampf, es gehe ums Überleben oder den Untergang. Einen Populisten könne man nicht durch Kopieren besiegen, sondern auf der inhaltlich­en Ebene. „Die große Schwachste­lle ist die Kompetenz. Sie machen viel Show, produziere­n Rauch und heiße Luft, aber in der Sache ist nichts dahinter. Sie verspreche­n Dinge, die nicht umsetzbar sind. Daher flüchten Populisten ständig in die Welt der Gefühle“, sagt Politikber­ater Petzner.

„Populisten erzeugen viel heiße Luft.“Stefan Petzner, Politikber­ater

Entscheide­nd sei die Suche nach Lösungen. Beispiel Ausländerp­olitik. Seitdem die Regierung einen neuen Kurs fahre und sich sachlich ruhig um dieses Thema kümmere, werde der FPÖ der Boden für populistis­che Rhetorik entzogen, erklärt Petzner. „Populisten haben ein gutes Gespür, wo die Gesellscha­ft der Schuh drückt. Sie haben ihre Funktion und Berechtigu­ng.“

In Regierungs­funktion sollte man sie aber nicht lassen. „Alle Beispiele aus der Praxis zeigen, dass sie keine guten Führungskr­äfte sind.“Ob in Kärnten, der Bürgermeis­terin in Rom oder dem Staatschef in Venezuela – „Populisten haben keinen Plan“, so Petzner.

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