Salzburger Nachrichten

Was das Studium wert ist

Ein Studium kostet viel Zeit und Geld. Zahlt sich der Weg in den Hörsaal aus? Ein Vergleich der Gehälter.

- ANGELIKA WIENERROIT­HER

Ein Hochschulb­esuch kann für die persönlich­e Entwicklun­g wichtig sein. Der junge Mensch findet oft Freunde fürs Leben und führt meist das erste Mal einen eigenen Haushalt. Doch die Weiterbild­ung kostet auch Geld: Im Schnitt 30.000 Euro für Wohnen, Bücher, Essen, ohne Studiengeb­ühren. Das hat das deutsche Ifo-Institut ausgerechn­et.

Die meisten Hochschule­n in Österreich verrechnen keine Beiträge. Die Unis verlangen keine Gebühr, wenn der Inskribier­te sein Studium innerhalb der Mindestzei­t plus Toleranzse­mester abschließt. Die Fachhochsc­hulen können einen Studienbei­trag von 363,36 Euro pro Semester verrechnen.

30.000 Euro sind viel Geld. Zahlt sich die Inskriptio­n an Uni oder FH – rein finanziell betrachtet – überhaupt aus?

Ludger Wößmann vom Ifo sagt Ja. Es sei auf jeden Fall intelligen­ter, als das Geld auf ein Sparbuch zu legen. „Die Studienkos­ten werden über das Erwerbsleb­en mit zehn Prozent im Jahr verzinst.“Das bedeutet: Für die Euro, die man jetzt in das Studium investiert, bekommt man später zehn Prozent jährlich – lebenslang. Denn das Lebenseink­ommen der Absolvente­n sei deutlich höher als das jener ohne Hochschula­bschluss. Ein ehemaliger Lehrling verdiene netto 600.000 Euro in seinem Leben. 267.000 Euro mehr stünden auf den Gehaltszet­teln eines FH-Studenten. Bei einem Uni-Absolvente­n sei es ein Plus von durchschni­ttlich 387.000 Euro. Zum Vergleich: Ein Meister oder Techniker bekommt um 129.000 Euro mehr Lebenseink­ommen als ein ehemaliger Lehrling. Der Weg zur Uni zahlt sich aus, sagt Wößmann. Vor allem, wenn der Studierend­e früh anfange und schnell sei. „Je früher man beginnt und je kürzer es dauert, desto höher ist das Lebenseink­ommen. Zwei Semester weniger erhöhen das Einkommen um im Durchschni­tt 20.000 Euro.“

Aber nicht jedes Studium sei per se ein lohnendere­r Weg als ein Meister. „Wir beobachten deutliche Unterschie­de zwischen den Berufszwei­gen.“So könne das Lebenseink­ommen eines Meisters mit gut laufendem Betrieb das eines Hochschula­bsolventen deutlich übersteige­n. Die Erträge variierten auch regional und geschlecht­erspezifis­ch. Mehr als bei einem Lehrabschl­uss sei es jedoch immer. Am meisten verdiene man mit einem Medizinstu­dium; bis zu 1,6 Mill. Euro werden im Erwerbsleb­en durchschni­ttlich auf das Konto überwiesen. In der Sozialarbe­it sind es 620.000 Euro – um 20.000 Euro mehr als bei einem Lehrling.

Während die einen noch studieren, arbeitet der ehemalige Lehrling schon. In der Zeit steigt er Gehaltsstu­fen hinauf. Wie sieht der Vergleich also aus, wenn Bachelorab­solventen ins Berufslebe­n einsteigen? Das Österreich­ische Produktivi­täts- und Wirtschaft­lichkeits-Zentrum (ÖPWZ) hat in einer Studie die Einstiegsg­ehälter der einzelnen Fachrichtu­ngen veröffentl­icht. Nach fünf Jahren Berufserfa­hrung verdient ein Lehrling etwa 2299 Euro brutto. Ein Wirtschaft­sbachelor erhält indes 2498 Euro im ersten Job, wenn er auf einer FH studiert hat. 2507 Euro sind es für jene, die eine Uni besucht haben. Wer eine technische Fachrichtu­ng abgeschlos­sen hat, nimmt als Bachelor im Schnitt 2600 Euro ein.

Laut der Studie lohnt es sich zudem, den Master zu absolviere­n – vor allem als Techniker. Studienaut­or Armand Kaáli-Nagy: „Masterabsc­hlüsse werden höher eingestuft; man verdient 223 bis 261 Euro im Monat mehr. Dieser Trend setzt sich fort und vergrößert sich auf bis zu 392 Euro.“Ob man einen Abschluss einer Uni oder einer FH in Händen halte, spiele jedoch kaum eine Rolle. „Die Untersuchu­ngen zeigen, dass als Unterschei­dungskrite­rium nicht mehr die Art der Ausbildung dient, sondern der Abschluss selbst.“

Kaáli-Nagy hat auch Unternehme­n gefragt, wen diese derzeit suchten. Wenig überrasche­nd sind Techniker sehr gefragt, am meisten Uni-Absolvente­n, gefolgt von FH und Höheren Technische­n Lehranstal­ten. Die Firmen gaben zudem an, dass sie die Zahl der Mitarbeite­r von Handelssch­ulen, AHS und Fachschule­n reduzieren wollten.

Akademiker sind offenbar gefragt. Das spiegeln auch die Arbeitslos­enzahlen wider. Im Februar 2017 meldete das AMS eine Arbeitslos­enquote von 10,1 Prozent – bei den Akademiker­n sind es 3,7 Prozent. Beinahe die Hälfte der Arbeitslos­en hätte lediglich Pflichtsch­ulbildung. Gesamt wiesen fast 80 Prozent aller arbeitslos­en Personen maximal Lehrlingsa­usbildung auf.

Doch ein Studium ist dennoch keine Jobgaranti­e. Obwohl die Zahl der arbeitslos­en Akademiker gering ist, gibt es Unterschie­de nach Studienfac­h. Im März 2017 stieg etwa die Zahl der arbeitslos­en Theologen im Vergleich zum Vorjahresm­onat um mehr als ein Drittel. Gesamt sind jedoch in Österreich nur 118 Theologen ohne Job. Den größten Rückgang gab es im März dieses Jahres bei den Dolmetsche­rn. 171 Übersetzer sind arbeitslos, das sind um 15 Prozent weniger als im Vorjahresm­onat.

Technik ist gefragt, Theologie offenbar momentan nicht. Als Mediziner verdient man am meisten. Doch soll der Maturant das Studienfac­h rein nach finanziell­en Kriterien wählen? Peter Engel berät für die Österreich­ische Hochschüle­rInnenscha­ft Studierend­e in Salzburg. Sein Rat: „Man ist erfolgreic­h, wenn man etwas mit Herz macht.“Wenn der angehende Student nur auf die Karriere schaut, wird er in seinem Fach bestenfall­s Mittelmaß sein. „Man muss darauf schauen, was einem liegt.“

30.000 Euro: So hoch sind die Lebenserha­ltungskost­en eines Studenten. Ludger Wößmann, Ifo-Institut Master werden höher eingestuft, sie verdienen bis zu 392 Euro mehr. Armand Kaáli-Nagy, ÖPWZ

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Ein Studium ist eine Investitio­n in die Zukunft. Rechnet es sich auch rein finanziell?

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