Clever geht auch elektrisch
Mit dem Vision E fährt nun auch Škoda in ein neues Zeitalter. Doch dabei werden die eigenen Prämissen nicht verraten: Später, aber erschwinglich.
Simply clever lautet der Slogan von Škoda, und die Prämisse steht bei jeder Art von Antrieb an erster Stelle. Und so kann Vorstandschef Bernhard Maier am Tag vor der offiziellen Weltpremiere der Studie Vision E auf der Messe Auto Shanghai auch schlüssig erklären, warum die tschechische VW-Tochter relativ spät auf den Zug der Elektromobilität aufsprang: „Ein Škoda muss immer auch preisgünstig sein. Das war bei E-Autos bisher nicht der Fall.“Um dies zu unterstreichen, nützt Guido Haak, verantwortlich für Produktentwicklung, sogar ein Beispiel aus dem eigenen Konzern: Ein VW Golf koste ab rund 18.000 Euro, die aktuell verfügbare E-Version rund das Doppelte. Also sei man derzeit von preisgünstig noch etwas entfernt. Deshalb wird der futuristisch geformte und ausgestattete Vision E wohl erst 2020 in Serie gehen, mit einigen moderaten Änderungen zum progressiven Konzept freilich. Zu einem Zeitpunkt, wenn die Technologie der Batterien, ihre Kosten und die Infrastruktur (Ladestationen) schon massive Fortschritte gemacht haben werden. Auf dem Weg dorthin treten die Tschechen aber zuvor mit einem Plug-in-Hybriden des Superb in die elektrifizierte Zukunft, nämlich 2019. Haak erklärt den SN: „Danach wird auch der Octavia einen Plug-in-Hybridantrieb bekommen. Weitere Modelle sind derzeit nicht vorgesehen.“Aber zurück zum Vision E. Die Vorstellung des kommenden ersten reinen E-Modells aus Jungbunzlau fand nicht zufällig in Schanghai statt, der Metropole im größten Automarkt der Welt (22,9 Mill. Neuzulassungen 2016, plus 18 Prozent) und auch dem größten Absatzmarkt für den VW-Konzern. Wo man 2016 fast drei Millionen VW (Platz eins), 589.000 Audi (12) und 317.000 Škoda (21) verkaufte. Und wo Diesel längst ausgesperrt ist und die limitierten neuen Pkw-Kennzeichen in Peking verlost und in Schanghai versteigert (!) werden (hoffentlich dringt das nie zur so innovativen österreichischen Regierung durch).
Škoda geht es gut, 1,127 Mill. Autos bedeuteten 2016 Rekordproduktion, heuer wird ein weiterer Rekord erwartet. Das lässt Spielraum für Ideen und Konzepte. Daher durften Techniker und Designer für den Vision E ein völlig neues Modell kreieren und nicht in einem bestehenden den Verbrennungsmotor aus- und einen E-Antrieb einbauen. Mit dem Vision E, der knapp länger als der Kodiaq ist und bei 2850 Millimetern Radstand und extrem kurzen Überhängen sehr viel Platz im Innenraum bietet (also ein echter Škoda bleibt), soll der Fahrspaß nicht auf der Strecke bleiben – bei 306 PS Systemleistung aus zwei E-Motoren, Allradantrieb, aber „nur“180 km/h Spitze, damit 500 Kilometer Reichweite realistisch werden. Bis 130 km/h fährt der Vision E sogar teilautonom (auf der weit fortgeschrittenen Stufe drei, die Kommunikation und Interaktion mit anderen Fahrzeugen bedeutet).
Für das auffällige, von vielen Lichtelementen und fließenden Linien geprägte Design zeichnet der Steirer Karl Neuhold verantwortlich, der seit elf Jahren in Jungbunzlau kreativ tätig ist. Sein Kollege Norbert Weber passte sich im Interieur an: drehbare Sitze, gegenläufige Türen, Bildschirme und Displays für alle Passagiere – ebenso wie eine Handy-Halterung für jeden Sitz. Eben „simply clever“. Und dazu noch soll der Vision E auch induktiv zu laden sein. Dass alle erdenklichen Fahrassistenzsysteme an Bord sind, ist ohnedies klar.
CEO Maier: „Bis 2025 sind 25 Prozent unseres Absatzes Elektroautos.“