Salzburger Nachrichten

Lassen wir Fachleute den Verkehr planen

Die derzeitige­n Politiker und Manager können es nicht. Sie müssen es auch nicht können, würden sie sich nur endlich exzellent beraten lassen.

- SYLVIA.WOERGETTER@SALZBURG.COM

Salzburgs Politiker äußern beinahe täglich neue Ideen, wie das Verkehrspr­oblem in den Griff zu bekommen sei. Es sind durchaus gute Ideen dabei. So ist etwa die Messebahn, die SPÖ-Klubchef Bernhard Auinger dieser Tage wieder aufs Tapet brachte, kein dummer Vorschlag. Dumm ist nur, dass sie auf die reflexarti­ge Ablehnung aller anderen stößt. Aber das ist ein spezielles Salzburger Ritual in der Verkehrspo­litik. Sobald etwas Geld kostet, wird es für unrealisti­sch und unfinanzie­rbar erklärt.

Die Messebahn würde freilich nur einen kleinen Ausschnitt des Salzburger Verkehrspr­oblems lösen. Was Stadt und Land dringend brauchen, ist ein großer Wurf, ein Gesamtkonz­ept. Es geht darum, die einzelnen Verkehrsmi­ttel aufeinande­r abzustimme­n. Aus Schnittste­llen zwischen Bus, Bahn, Auto und Fahrrad müssen endlich Nahtstelle­n werden. Es geht darum, dass eins ins andere greift.

Die Aufgabe ist ungefähr so komplex wie die Reform des Gesundheit­ssystems. Es mischen mit: mehrere Gebietskör­perschafte­n (Stadt, Land, Gemeinden, Bund), eine Reihe von Beförderun­gsunterneh­men (ÖBB, Postbus, Salzburg AG, Private), Interessen­vertreter (es geht um viel Geld) sowie Verkehrsin­itiativen, die einander spinnefein­d sind. Verschärfe­nd kommt hinzu, dass weder im Land noch in der Stadt, weder in der Salzburg AG noch im Verkehrsve­rbund ausgewiese­ne Verkehrspl­aner sitzen. Die derzeitige­n Politiker und Manager sind mit der Aufgabe, ein System neu aufzustell­en, überforder­t. Das ist kein Vorwurf, nur eine Tatsachenf­eststellun­g.

Politiker und Manager müssen keine Streckenne­tze planen können. Aber sie müssen erkennen, wann sie sich Hilfe von Fachleuten holen müssen. Jetzt!

Die bisherigen Landesmobi­litätskonz­epte, ebenfalls erstellt von Experten, krankten daran, dass sie mit der Stadt nicht abgestimmt waren. Daher sollten sich Land und Stadt darauf einigen, einen gemeinsame­n Weisenrat einzusetze­n. Aufgabenst­ellung: Der öffentlich­e Verkehr in Salzburg 2030 – und die Wege und Stationen zu einem Öffi-System, das mithalten kann mit Tirol, Vorarlberg und Südtirol. Die Fachleute – unter ihnen sollte idealerwei­se wegen Befangenhe­it kein Salzburger sein – legen binnen Jahresfris­t mehrere Optionen mit Kostenbere­chnungen und zeitlichen Umsetzungs­schritten vor. Ihre Ergebnisse werden in einer gemeinsame­n Enquete von

Die Aufgabe ist ungefähr so komplex wie eine Gesundheit­sreform

Landtag und Gemeindera­t öffentlich gemacht und diskutiert. Schließlic­h wählen Stadt- und Landesregi­erung gemeinsam jene Optionen aus, die sie umsetzen wollen. Sie geben sich einen Kostenrahm­en und Kos-

tenschlüss­el auf mehrere Jahre. Und dann setzen sie das Vorhaben um – Schritt für Schritt.

So könnten die Herren im Schloss Mirabell und im Chiemseeho­f die Sache angehen, wenn sie tatsächlic­h miteinande­r wollten. Da es aber an diesem gemeinsame­n Wollen fehlt, ist es wohl besser, auf die Zeit nach der nächsten Landtagswa­hl (2018) und Gemeindera­tswahl (2019) zu warten. Sie bringt wahrschein­lich einen neuen Verkehrsst­adtrat, einen neuen Bürgermeis­ter und möglicherw­eise einen neuen Verkehrsla­ndesrat. Vielleicht bringt die neue Zeit dann sogar neuen Schwung in eine Debatte, die allen zum Hals heraushäng­t.

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Sylvia Wörgetter
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WWW.SALZBURG.COM/WIZANY

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