Der Marmorsaal ziert jetzt das Bräustübl
Das legendäre Bahnhofsrestaurant ist im Augustiner Bräu wiedererstanden. Zu Ehren des Alt-Abts trägt der Saal jetzt den Namen „Abt Nicolaus“.
SALZBURG-STADT. Monatelang herrschte im Müllner Bräustübl strengste Geheimhaltung. „Alle waren neugierig, aber niemand durfte den Saal bis heute sehen“, sagt der Haus- und Bauherr, AltAbt Nicolaus Wagner. Am Freitag gewährte der Geschäftsführer der Augustiner Brauerei erstmals Einblick in den wiedererstandenen historischen Marmorsaal aus dem Salzburger Hauptbahnhof. Passend zum Anlass wurde Marmorgugelhupf serviert, def- tig begleitet von Liptauer, Wiener Schnitzel und Kartoffelsalat – wie es sich fürs Bräustübl gehört. Nach 18 Monaten Planung und Bauzeit wird der Saal heute, Samstag, von LH Wilfried Haslauer (ÖVP) feierlich eröffnet. Ab sofort können Bierliebhaber dort einkehren, jausnen und feiern. Der Saal sei auch für Veranstaltungen und Hochzeiten buchbar, sagt Bräustübl-Direktor Rainer Herbe. Landeskonservatorin Eva Hody ist mit dem Ergebnis zufrieden. „Der Saal schaut aus, wie ihn die Leute vom Hauptbahnhof in Erinnerung haben.“Es sei gelungen, den Saal als Ganzes mit minimalem Verschnitt einzubauen.
Die Salzburger werden die Ausstattung sofort wiedererkennen. Die von Restauratoren gereinigten Säulen und die Wandverkleidung aus dem schmuckvollen Adneter Tropfmarmor, den Marmorbrunnen aus 1948 und die Bilder von Landschaftsmaler Franz Xaver Jung-Ilsenheim, allen voran das große Gemälde der Großglockner Hochalpenstraße. Übersiedelt sind sogar die Heizkörperverkleidungen, die Wandapplikationen und die drei Messingluster, die Lehrlinge einst in der ÖBB-Werkstätte gefertigt haben. Von der Decke im neuen Saal baumeln allerdings nur zwei Luster – der dritte wurde zerlegt und in Wandlampen umfunktioniert.
Die drei Engelsfiguren, die im Bahnhof über dem Brunnen schwebten, haben einem Kruzifix Platz gemacht und bevölkern nun auf neuen Wolken die Nebenwand. Die alten Wolken sind beim Abbau zerbröselt. Die Standuhr in Form einer Bischofsmütze begrüßt die Besucher vor der Türe. Sie thront auf der Kredenz, in der Stammgäste ihre Bierkrüge deponieren.
Apropos Bierkrug: Zu Ehren von Alt-Abt Nicolaus wurden 300 Bierkrüge mit seinem Wappen angefertigt. Auch der Saal trägt den Namen des Abts. „Wir haben viele Jahre unter Platzmangel gelitten, immer wieder mussten wir Gruppen wegschicken“, sagt Wagner. Nun habe man Platz für 150 Gäste zusätzlich. 1,9 Millionen Euro hat die Wiedererrichtung des nunmehr fünften Saals im Müllner Bräu gekostet. Um 36.000 Euro hatte das Bräu den Saal von den ÖBB erworben.
Die größte Herausforderung sei das Ausheben der Baugrube gewesen, sagt Baumeister Helmut Hopfner. Dafür wurde im Innenhof zwischen Kloster und Bräustübl 7,5 Meter in die Tiefe gegraben und eine Betonschachtel eingegossen. „1700 Kranhübe
„Der Saal schaut aus, wie man ihn vom Bahnhof kennt.“Eva Hody, Landeskonservatorin
waren nötig“, erklärt Hopfner. Oben wurde der Innenhof wieder begrünt, nur das Glasdach des Saals lugt heraus. Spannend sei gewesen, die Gebäudehülle um die fertige Inneneinrichtung herumzubauen. „Im Marmorwerk Kiefer wurde extra für uns der alte Steinbruch wieder geöffnet.“Der Marmor schmückt den Eingang zu einem der drei WC.
Obwohl nun 150 Gäste mehr Platz hätten, werde das Bier nicht ausgehen und auch nicht teurer werden, verspricht Braumeister Johannes Höplinger.