Zwei weltpolitische Rivalen gegen einen Störenfried
Wenn China regionale Ordnungsmacht im Pazifik sein will, muss es mit den USA den Atomzündler Nordkorea bremsen.
Mit ganz anderen Tönen als bisher reagiert Chinas Führung auf die Provokations-Politik des nordkoreanischen Despoten Kim Jong Un. Von unverbrüchlicher Treue zum kommunistischen Nachbarstaat ist längst keine Rede mehr. Stattdessen kritisiert Peking schroff Nordkoreas atomare Aufrüstung, die den Konflikt des Landes mit den USA eskaliert und die Fernostregion zu destabilisieren droht. Wegen dieser Aussichten entsteht jetzt die Möglichkeit, dass die USA und China – sonst die großen geopolitischen Rivalen – enger kooperieren könnten.
Der verschärfte Kurs der neuen US-Regierung gegenüber Pjöngjang soll nicht nur Nordkoreas Machthaber von weiteren Atom- und Raketentests abschrecken. Er soll vor allem Peking drängen, seinen Druck auf das von ihm wirtschaftlich abhängige Nordkorea zu verstärken, etwa mit einer massiven Beschränkung der Ölzufuhr. Kims Regime sei nur wegen der Unterstützung Chinas in der Position von heute, heißt es vorwurfsvoll in Washington. Sogar atomar bestückte Langstreckenraketen könnten in absehbarer Zeit in den Händen dieses Regimes sein.
Die Idee, dass sich die Rivalen USA und China gegen den Störenfried Nordkorea verbünden, stand ursprünglich nicht im politischen Drehbuch des Donald Trump. Der Republikaner wollte zwar Verschiebungen im globalen Dreieck, nämlich eine Annäherung an Russland und eine betonte Gegnerschaft zu China. Tatsächlich aber sind Moskau und Washington wegen Syrien und der Ukraine weiterhin über Kreuz. Hingegen hat Präsident Trump den angekündigten Konflikt mit Peking vorerst abgeblasen und Chinas Führung für eine weniger wohlwollende Haltung gegenüber Nordkorea sogar Konzessionen im Handelsstreit in Aussicht gestellt.
Ein Krieg auf der koreanischen Halbinsel kann nur zu einer Katastrophe werden. Nordkorea verfügt bereits über atomare Sprengköpfe. Deshalb gibt es in diesem Fall keine militärische Option – anders, als die Regierung Trump suggeriert. Umso wichtiger wäre ein Zusammenspiel zwischen den USA und China.
Doch trotz aller Frustration über Nordkoreas Atompoker hat Peking bisher darauf verzichtet, gegenüber Pjöngjang die Daumenschrauben anzuziehen. China wünscht Nordkorea als Pufferzone gegenüber dem Einfluss der USA, die Zehntausende Soldaten in Südkorea stationiert haben. Das Raketenabwehrsystem, das die USA jetzt in Südkorea aktivieren wollen, kann aber mit seinem Radar über Nordkorea hinaus auch weit nach China hineinspähen.