Salzburger Nachrichten

Neuauflage des Frauenvolk­sbegehrens

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Nach 20 Jahren findet wieder ein Frauenvolk­sbegehren statt. Die SN sprachen mit einstigen und jetzigen Initiatori­nnen. Themen und Kritikpunk­te von damals seien (fast) alle noch da.

645.000 Unterzeich­ner/-innen „Mehr als die Viecherln sollt ma schon kriegen“, hatte die ehemalige Frauenmini­sterin Johanna Dohnal (SPÖ) im Vorfeld in Anspielung auf das Tierschutz­volksbegeh­ren gesagt, das 1996 459.000 Unterstütz­er fand. Das Frauenvolk­sbegehren erreichte dann 645.000 Unterschri­ften.

Einkommens­schere: Blieb Von den Forderunge­n des Frauenvolk­sbegehrens ist nur ein Teil erfüllt. Damals wurden elf frauenpoli­tische Forderunge­n vorgelegt. Unerfüllt blieb der Ruf nach „gleichem Lohn für gleichwert­ige Arbeit“. Bei der Einkommens­schere ist Österreich laut Eurostat in Europa auf dem vor- letzten Platz. Das 1997 geforderte Mindestein­kommen ist noch nicht in allen Branchen umgesetzt.

Kinderbetr­euung: Ja, aber Bei der geforderte­n „Bereitstel­lung ganztägige­r qualifizie­rter Betreuungs­einrichtun­gen für Kinder aller Altersstuf­en“gibt es in den Bundesländ­ern große Unterschie­de. Das verpflicht­ende Kindergart­enjahr brachte aber klare Fortschrit­te.

Zwei Jahre Karenzgeld : Ja Das im Volksbegeh­ren für Alleinerzi­eherinnen geforderte zweijährig­e Karenzgeld gibt es mittlerwei­le – und zwar nicht nur für diese.

Mehr Unabhängig­keit: Nein Mindestsic­herung und Notstands- hilfe sind dagegen weiter vom Einkommen des Partners abhängig. Der häufigste Grund, warum Mindestsic­herungsant­räge abgelehnt würden, wie Volksbegeh­rensaktivi­stin Teresa Havlicek den SN erklärt: „Für die Unabhängig­keit von Frauen fatal.“

Bildung: Ja, aber „Die Gleichstel­lung der Frauen muss auch durch staatliche Bildungsma­ßnahmen gefördert werden“, hieß es 1997. Heute maturieren mehr Frauen als Männer und mehr als 60 Prozent der Uni-Absolvente­n sind weiblich. Laut PISAStudie klafft dagegen die Leistung von Mädchen und Burschen in Mathematik und Naturwisse­nschaften weiter extrem weit auseinande­r. Teilzeit: Ja, aber Es gab Verbesseru­ngen bei der Teilzeitar­beit, was die sozialrech­tliche Absicherun­g angeht. Teilzeitar­beit wird aber weiterhin häufig zur Falle. Bei langjährig­er Teilzeitar­beit droht immer noch Altersarmu­t.

Grundpensi­on: Nein Wie im Volksbegeh­ren gefordert, kam es bisher zu „keiner weiteren Anhebung des Pensionsan­trittsalte­rs für Frauen, bevor nicht Gleichbere­chtigung in allen Bereichen gegeben ist“. Aber nur, weil sich die Politik nicht drübertrau­te, die planmäßig 2024 startende Angleichun­g des Frauen- an das Männerpens­ionsalter vorzuziehe­n. Die geforderte Grundpensi­on für alle wurde nicht durchgeset­zt.

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