Die Suche nach Entgrenzung
Das Linzer Landestheater nutzt die Möglichkeiten seines Musiktheaters, um Raritäten in den Spielplan zu nehmen: Paul Hindemiths „Harmonie der Welt“und Erich Zeisls „Leonce und Lena“.
diesem Frühjahr auf Raritäten. Als Produktion des neu installierten Opernstudios ist in der Blackbox derzeit die europäische Erstaufführung von „Leonce und Lena“, ein „Lustspiel mit Musik“zu erleben. Erich Zeisl, 1905 in Wien geboren, von den Nazis ins Exil gezwungen, wo er sich in Hollywood mit Filmmusiken künstlerisch und als Lehrer praktisch über Wasser halten konnte, wurde erst in den letzten Jahren wiederentdeckt wie viele seiner Kollegen einer tragisch verlorenen Generation.
Umso verdienstvoller ist die Ausgrabung dieses vor der Emigration geschriebenen, aber erst 1952 uraufgeführten Werks. Das Problem des Singspiels: Es braucht Sänger, die auch die Dialogtexte mit poetischem Sinn versehen können, basieren sie doch auf Büchners komplexem, filigran ausbalanciertem Drama, auch wenn Hugo F. Königsgarten und Hans Kafka es in Opernform gebracht haben und Oliver Stöffler die Verse rückübersetzt hat. Bei aller Ambition und sängerischen Verve des Opernstudios – in Erinnerung bleiben vor allem der leichtgängige Tenor Xiaoke Hu als Leonce, die satten Lyrismen von Julia Grüter als Lena und Ilia Vierlingers glitzernde Koloraturen als Rosetta – müssen da doch allzu deutliche Abstriche gemacht werden.
Erschwerend kommt hinzu, dass Gregor Horres’ so biedere wie in ihren szenischen Setzungen verstaubt-vorgestrige Regie in die Textpassagen keinen Rhythmus, sondern nur lahmende und lähmende „Löcher“einbringt. Und Erich Zeisls Musiknummern wären so apart, dass sie mit schwebender Leichtigkeit mehr als mit handfester, parodistische Elemente zu plumper Karikatur vergröbernder „Komik“ausgestattet werden sollten. Das kleine Orchester unter Takeshi Moriuchi agiert im Bühnenhintergrund nach Kräften feinfühlig. Es wäre aber insgesamt noch deutlich Luft nach oben. Oper: