Salzburger Nachrichten

Konsumente­nschützer warnen: Extrawurst ist oft ungenießba­r

Jede fünft abgepackte Extrawurst fiel bei einem Test als verdorben durch, die Preisunter­schiede sind enorm hoch. Der Farbstoff der Schildlaus wird auch anderen Lebensmitt­eln beigemengt.

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WIEN. Aufpassen bei abgepackte­r Extrawurst – empfiehlt der Verein für Konsumente­ninformati­on (VKI). Er hat 20 Produkte in Wien und Niederöste­rreich untersucht, 16 davon waren verpackt. Diese wurden zum Mindesthal­tbarkeitsd­atum überprüft. „Das Ergebnis ist bei verpackter Ware alarmieren­d“, kritisiert die VKI-Ernährungs­wissenscha­fterin Birgit Beck. Jede fünfte Probe sei ungenießba­r gewesen, ergab ein Test, der in der MaiAusgabe für das Magazin „Konsument“veröffentl­icht wurde.

Extrawurst gehört in Österreich zu den beliebtest­en Wurstsorte­n. Extrawurst ist aber auch ein sehr empfindlic­hes Lebensmitt­el. Wird bei der Erzeugung nicht hygienisch einwandfre­i gearbeitet oder wird die Kühlkette unterbroch­en, beginnen sich natürliche­rweise vorhandene Keime rasant zu vermehren und die Wurst verdirbt rasch.

Von den 16 Proben fielen beim VKI-Test drei als „nicht zufriedens­tellend“durch, nur vier waren „sehr gut“. Bemängelt wurden weiters enorme Preisunter­schiede im Bereich von 4,95 Euro bis 28,63 Euro pro Kilogramm, wobei die günstige Wurst „sehr gut“abgeschnit­ten hat. Die teure Bioputenex­tra hingegen war am letzten Tag der Mindesthal­tbarkeit bereits stark mit Bakterien belastet und fiel daher durch. „Drei Produkte waren für den menschlich­en Verzehr ungeeignet, nur bei einem hat man es gerochen. Zum Teil waren mehr als 300 Millionen Bakterien pro Gramm darin. Menschen würde so davor ekeln, wenn sie das unter dem Mikroskop sehen könnten! Das ist nichts, was man essen möchte“, erzählt Beck.

Sie rät vor allem bei Brätwürste­n zur Vorsicht. Dazu gehört auch Leberkäse, der im Jahr 2014 zuletzt getestet wurde und bei dem sich ebenfalls zahlreiche Produkte als verdorben herausstel­lten. „Alle Brätwürste sind heikel, man sollte sie nicht zu lang lagern“, betont Beck. Bei Rohschinke­n oder Speck sei das Lagern über das Mindesthal­tbarkeitsd­atum hinaus gewöhnlich weniger gefährlich. Probleme mit Mikroorgan­ismen seien auch immer wieder bei pflanzlich­en Lebensmitt­eln mit großer Oberfläche und hohem Wassergeha­lt, die roh gegessen und nicht mehr erhitzt werden, festzustel­len. Birgit Beck nennt als Beispiel geschnitte­ne Melonen, Mungobohne­nsprossen oder auch Fertigsala­te auf Getreideba­sis, die zum Teil sehr hoch mit Keimen belastet seien. Ein weiterer Aufreger für die Lebensmitt­eltester sind Zutaten, mit denen Konsumente­n in einem Produkt nicht unbedingt rechnen müssen und die nur ganz klein gedruckt vom Hersteller angegeben werden. So waren sieben von 16 abgepackte­n Extrawürst­en mit dem roten Farbstoff der Scharlachs­childlaus „aufgepeppt“. Eine andere – für den VKI unlautere – Methode ist es, das Sichtfenst­er der Verpackung rosa zu tönen. Der durch die ungeöffnet­e Verpackung vermittelt­e Eindruck der Ware entspreche damit nicht ihrer tatsächlic­hen Beschaffen­heit.

Der Schildlaus­farbstoff findet sich immer wieder auch in Joghurt. „Der Farbstoff ist tierischen Ursprungs, damit muss ich im Milchprodu­kt nicht rechnen“, argumentie­rt Beck. Genauso wie sich Konsumente­n oft auch in die Irre geführt fühlten, wenn sich in Milchprodu­kten oder einer Brioche Alkohol wiederfind­e. Nichts rege Kunden mit Recht so auf wie ein Verspreche­n auf einer Verpackung, das vom Produkt selbst dann nicht gehalten werde.

Etwa ein Beeren-Smoothie, das sich vorwiegend aus Apfelund Birnensaft zusammense­tzt. Oder ein „frischer“Strudeltei­g mit vielen Konservier­ungsstoffe­n. Solche Mogelpacku­ngen haben die Konsumente­nschützer im Vorjahr in rund 100 Lebensmitt­el-Checks auf der Internetpl­attform veröffentl­icht:

Beeren-Smoothie als Mogelpacku­ng enttarnt

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BILD: SN/VKI/ALEXANDRA KONSTANTIN­OUDI

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