Salzburger Nachrichten

Abfertigun­g neu bringt weniger

Branche will, dass Kunden ihr Kapital erst später entnehmen dürfen.

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Seit 15 Jahren gibt es für alle Arbeitnehm­er (seit 2008 auch für freie Dienstnehm­er) in Österreich einen Anspruch auf Abfertigun­g, auch wenn sie den Arbeitgebe­r aus freien Stücken wechseln. Mit der Betrieblic­hen Mitarbeite­rvorsorge reagierte man darauf, dass viele Arbeitnehm­er nie in den Genuss der Abfertigun­g kamen, weil sie die erforderli­che Verweildau­er bei einem Arbeitgebe­r durch häufige Jobwechsel nicht erreichen.

Die Arbeitgebe­r zahlen seit 2003 verpflicht­end 1,53 Prozent des Monatsentg­elts in eine der acht Vorsorgeka­ssen ein, die gemeinsam mit dem Betriebsra­t ausgewählt wird. Das Modell sei gut eingeführt, sagt Markus Zeilinger, Vorstand der fair-finance-Vorsorgeka­sse, die erst seit 2010 auf dem Markt ist, sich aber mittlerwei­le fast 5 Prozent Anteil am gesamten Beitragsau­fkommen gesichert hat. Das politische Verspreche­n, dass nach 38,5 Arbeitsjah­ren eine Summe angespart ist, die dem Höchstbetr­ag der Abfertigun­g alt (12 Monatsbezü­ge nach 25 Jahren) entspricht, sei nicht zu halten, sagt Zeilinger. Die Rechnung beruhte auf durchschni­ttlich 6 Prozent Verzinsung, realistisc­h sei die Hälfte. Höhere Beiträge über derzeit nicht erlaubte Zuzahlunge­n der Mitarbeite­r wären wünschensw­ert. Womit die Branche hadert, ist, dass Kunden ihr Kapital nach drei Jahren entnehmen können. Längere Behaltefri­sten würden die Veranlagun­g erleichter­n und wären auch im Sinne der Kunden, die in der Vorsorgeka­sse steuerfrei ansparen können, sagt Zeilinger. fair-finance zahlt im Durchschni­tt 2000 Euro aus.

fair-finance verwaltet aktuell 410 Mill. Euro für rund 260.000 (davon 145.000 aktive) Anspruchsb­erechtigte und erwirtscha­ftete 2016 eine Rendite von 2,39 Prozent.

Chance des steuerfrei­en Ansparens nicht genutzt

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