Das „Mia san mia“ist Bayern München verloren gegangen
Für den deutschen Rekordmeister heißt es nach dem Pokal-Aus nun Wunden lecken. Und schon neu planen.
Beim schwerfälligen Gang von Uli Hoeneß zur BayernKabine hätte jeder angesichts der zusammengepressten Lippen des Präsidenten nur zu gern Gedanken lesen können. „Er ist nicht verärgert, wir sind alle enttäuscht, das ist doch klar“, sagte Karl-Heinz Rummenigge später. Der beherrschte Vorstandsboss schwieg nicht im Gegensatz zum emotionalen Bauchmenschen Hoeneß nach dem nächsten schweren Wirkungstreffer für den entzauberten Trophäensammler FC Bayern. Aber auch Rummenigge hütete sich nach dem aufwühlenden 2:3 im großen Pokalkampf gegen Borussia Dortmund davor, im akuten Stimmungstief ein umfassendes Handlungspaket anzukündigen.
„Es ist jetzt kein guter Abend, um über die Zukunft nachzudenken. Jetzt muss man erst mal in Ruhe die Wunden lecken“, sagte Rummenigge. Die Mia-san-mia-Bayern stehen plötzlich arg zerbeult da. Seit dem letzten Sieg, dem 4:1 um Liga-Punkte gegen den BVB, sind in nur 18 Tagen die schönen Saisonträume zerplatzt. Triple weg, Double futsch – es bleibt wohl allein der fünfte Meistertitel am Stück übrig.
„Es ist nie eine schlechte Saison, wenn man Titel gewinnt. Und es ist auch keine Selbstverständlichkeit, dass man jedes Jahr Meister wird“, sagte Kapitän Philipp Lahm mehr trotzig als überzeugend. „Wir müssen jetzt für die Meisterschaft gehen, es bleibt nichts anderes übrig. Man kann noch so traurig sein“, verkündete Arjen Robben.
„Hätte, könnte, würde bringt dich im Fußball nicht weiter“, stellte Bayern-Chef Rummenigge aber auch fest. Er wird mit Hoeneß und auch Trainer Carlo Ancelotti nach dem nun frühzeitigen Saisonende am 20. Mai „die Dinge in Ruhe bewerten“. Es könnte eine Analyse sein, die mal wieder in kostspielige Maßnahmen auf dem Transfermarkt münden könnte.
Die Führungskräfte Lahm und Xabi Alonso hören auf. Der im Gegensatz zum BVB überalterte Kader weist Problemzonen auf. Mit seiner verletzten Schulter funktionierte Robert Lewandowski nicht mehr als Tormaschine. Einen Ersatz für den Polen gibt es nicht. Zu viele Blessuren bei weiteren Leistungsträgern wie Neuer, Boateng oder Hummels in der wichtigsten Saisonphase wirkten sich fatal aus.
Und Ancelotti ist nun mal ein Trainer, der auf Namen und Erfahrung setzt. Jungen Kräften wie Joshua Kimmich (22), Kingsley Coman (20) oder Renato Sanches (19) traut der Italiener nicht genug zu. Beim BVB war es dagegen das ebenfalls noch unfertige Ausnahmetalent Dembélé (19), das die packende Partie entschied. „Es ist noch zu früh, um über die gesamte Saison zu sprechen“, wiegelte Ancelotti ab.
Es sei „kein einfacher Moment“, gestand der Italiener immerhin. Er wird auch keinen entspannten Sommer erleben. Hoeneß und Rummenigge haben Tiefschläge nie untätig hingenommen. Nach dem Null-Titel-Jahr mit Jupp Heynckes 2012 holten sie Matthias Sammer als Sportvorstand
„Es ist kein einfacher Moment.“Carlo Ancelotti, Bayern-Trainer