Salzburger Nachrichten

Verdient die Stadt Salzburg am illegalen Glücksspie­l?

Trotz Verbots stehen in Salzburg unzählige Spielautom­aten. Die Behörden sprechen von einem „Kampf gegen Windmühlen“. Die Stadt hebt Steuern auf die Geräte ein.

- NIKOLAUS KLINGER

SALZBURG-STADT. Glücksspie­l ist in Österreich außerhalb von Casinos Austria verboten. Dennoch befinden sich in Salzburger Tankstelle­n, Imbissbude­n und zwielichti­gen Etablissem­ents Hunderte Geräte. Am Dienstag beschlagna­hmte die Polizei in der Stadt bei einer Großrazzia in drei Lokalen 34 illegale Automaten.

Die Finanzpoli­zei hat in Salzburg seit 2015 mehr als 300 Automaten beschlagna­hmt. „Es ist ein Kampf gegen Windmühlen“, sagt Peter Weldy, Leiter der Salzburger Finanzpoli­zei. Die Beamten würden die Geräte abtranspor­tieren und schon wenige Tage später würden wieder neue an derselben Stelle stehen. „Die Erlöse sind für die Betreiber viel höher als allfällige Strafen.“

Die Kontrollen selbst gestalten sich für die Finanzpoli­zei äußerst schwierig. „Die größte Hürde ist es, überhaupt in die Lokale hineinzuko­mmen“, sagt Weldy. Es gebe kaum noch ein Lokal, das nicht per Video überwacht werde. „Ohne Gesichtsko­ntrolle kommt man gar nicht hinein. Daher haben wir praktisch bei jeder Kontrolle einen Schlosser dabei.“Aber: „Ein Allheilmit­tel ist das auch nicht, oft sind die Lokale von innen verbarrika­diert“, sagt der Leiter.

Die Stadt Salzburg kann wegen illegalen Glücksspie­ls keine Strafen ausspreche­n. Dafür sind Landespoli­zeidirekti­on und Finanzpoli­zei zuständig. Gemäß der Vergnügung­ssteuerord­nung darf die Stadt jedoch Spielappar­ate „mit und ohne Gewinnauss­icht“besteuern. 34 Geräte warfen für die Stadt 2016 knapp 80.000 Euro an Steuern ab, geht aus einer Anfragebea­ntwortung des Steueramts hervor. Laut den Neos befinden sich unter den besteuer- ten Automaten auch illegale Geräte: „Die Stadt sichert sich so ein ansehnlich­es Körberlgel­d“, sagt Gemeindera­t Lukas Rößlhuber. Die Stadt würde mit jedem Betreiber eine eigene monatliche Pauschalab­gabe aushandeln. Laut Rößlhuber sind zehn Automaten mit 500 Euro pauschalie­rt: „Diese müssen saftige Gewinne abwerfen, sonst würde es sich für die Betreiber kaum lohnen.“Bürgermeis­ter Heinz Schaden (SPÖ) weist die Kritik der Neos zurück. Momentan hebe man auf drei Automaten Steuern ein. „Rechtlich stehen uns diese Ein- nahmen zu. Würden wir darauf verzichten, könnte das Konsequenz­en vom Rechnungsh­of nach sich ziehen“, sagt Schaden. Dennoch nehme man den Kampf gegen das Glücksspie­l ernst.

Roman Neßhold hilft mit seinem Institut Glücksspie­l & Abhängigke­it Zockern aus der Spielsucht. Im Schnitt hätten seine Klienten knapp 47.000 Euro an Spielschul­den angehäuft. „Die Spieler werden immer mehr – der Frauenante­il hat sich in den vergangene­n fünf Jahren verdreifac­ht“, sagt Neßhold. So hätte eine 28-jährige Mutter jüngst gar 500.000 Euro verspielt.

Der Vereinsprä­sident wünscht sich von den Behörden mehr Engagement im Kampf gegen das Glücksspie­l: „Wir wissen von unseren Klienten genau, wo die illegalen Automaten stehen. Aber unsere Anzeigen verpuffen leider viel zu oft.“

„Für die Stadt ist das ein ansehnlich­es Körberlgel­d.“L. Rößlhuber, Neos-Gemeindera­t

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BILD: SN/ROBERT RATZER Die Polizei beschlagna­hmte in der Stadt kürzlich 34 illegale Automaten.
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