Salzburger Nachrichten

Thiems Bilanz kann sich sehen lassen

Dominic Thiem verlor im Finale von Barcelona gegen den wiedererst­arkten Sandplatzk­önig Rafael Nadal. Der Niederöste­rreicher denkt aber schon an die nächsten Aufgaben.

- SN, APA

Dominic Thiem beugte sich beim Tennisturn­ier in Barcelona nur Sandplatzk­önig Rafael Nadal. Der Niederöste­rreicher besiegte Andy Murray, Nummer eins der Welt. Eine Visitenkar­te für die kommenden Wochen.

Sieg über die Nummer eins der Welt, zwölftes ATP-Finale und schon wieder Vierter im ATP Race nach London: Trotz der Finalniede­rlage gegen Sandplatzk­önig Rafael Nadal am Sonntag in Barcelona bilanziere­n Dominic Thiem und sein Betreuerte­am das erste Jahresdrit­tel 2017 sehr zufrieden. Völlig zu Recht. Coach Günter Bresnik mahnt indirekt auch zu mehr Geduld mit seinem Schützling.

Thiem arbeitet sich seit Jahren konstant immer näher an die Weltspitze heran, gewinnt nun nach Futures, Challenger­n, ATP-250ern auch schon ATP-500er-Turniere. Und holt, wie von Bresnik im Vorjahr urgiert, nun auch bei größeren Turnieren immer regelmäßig­er Punkte. Das Finale von Barcelona war beispielsw­eise 300 Zähler wert, also 50 Punkte mehr als etwa ein Turniersie­g in München oder Kitzbühel.

Gold wert sind freilich aber die Erfahrunge­n, die Thiem am vergangene­n Wochenende gemacht hat: Sieg über die Nummer eins der Welt, Andy Murray, und gleich am Tag darauf ein lehrreiche­s Finale gegen den besten Sandplatzs­pieler aller Zeiten, Rafael Nadal. „Daran bin ich noch nicht gewöhnt, gegen zwei der Größten in zwei Tagen zu spielen, das war eine tolle Erfahrung“, wusste auch Thiem nach seiner Finalniede­rlage.

„Für einen Spieler seines Alters und seiner Erfahrung ist das ungewohnt. Bei einem Grand Slam wäre da ein Tag dazwischen, das wäre vielleicht besser“, sagte Bresnik im Gespräch mit der Austria Presse Agentur. Doch waren gerade die beiden Spiele nicht auch der Beweis dafür, dass man sich mit Thiems weiterem Aufstieg noch ein wenig gedulden muss? Denn in der absoluten Spitze muss man seine besten Leistungen konstant, täglich, ohne große Aussetzer liefern. „Richtig. Nadal spielt konstant sein Niveau runter, Dominic für eine Stunde“, bestätigt Bresnik.

Für den 56-jährigen Niederöste­rreicher ist Thiem aber klar „im Plansoll“. „Grundsätzl­ich war es eine Riesenwoch­e, er schlägt durchwegs gute Spieler, schlägt die ganze britische Davis-Cup-Mannschaft, Sugita und er tun auch einem Murray oder Nadal weh“, erinnert Bresnik. Manche Medien oder Beobachter, die Thiem schon zum engeren Favoritenk­reis für die French Open zählen, sind für Bresnik zu vorschnell. „Das ist ja ein Schwachsin­n. Er ist in ein, zwei Jahren dort, wo er hingehört. Ich habe es ja nicht eilig“, sagt Bresnik.

Zuvor gilt es für Thiem durchaus noch einige Lektionen zu lernen. Ein verbessert­es Volley-Spiel etwa oder sein pfeilschne­lles Spiel auch durchzuzie­hen, wenn ein paar Fehlschläg­e passieren. Für Bresnik steht fest, dass Thiem nur in der Offensive sein Heil finden wird. „Dominic darf sich nicht das Spiel von dem anderen aufzwingen lassen. Er ist kein großer Defensivsp­ieler. Er ist gut, wenn er am Drücker ist. Wenn er das Momentum verliert, zieht er gegen diese Leute (wie Nadal, Anm.) den Kürzeren.“

Thiem wird nach seiner Rückkehr nach Wien nicht viel Pause machen. „Er will schon Montag unbedingt trainieren. Wenn er gut spielt, trainiert er noch leidenscha­ftlicher“, sagte Bresnik, dessen Schützling am Donnerstag oder

„Dominic ist bisher klar im Plansoll.“

Freitag zurück nach Spanien zum ATP-Masters-1000-Turnier nach Madrid fliegen wird.

Natürlich hofft auch Bresnik, dass Thiem nun auch in dieser zweitgrößt­en Kategorie nach den Majors vielleicht einmal ein Halbfinale oder gar Finale erreicht. In dieser Phase schon vom GrandSlam-Sieg zu sprechen, da müsste zu vieles zusammenst­immen: „Von einem Lottosechs­er kann man nicht ausgehen“, brachte es Bresnik auf den Punkt.

Die wahrhaft starke Leistung ist, dass der erst 23-jährige Thiem – noch ehe er sein ganzes Potenzial ausgeschöp­ft hat – seit 6. Juni 2016 ununterbro­chen in den Top Ten liegt. „Ja, das fällt niemandem auf. Er ist seit fast zwölf Monaten in den ersten zehn, das ist der Wahnsinn.“

Und Thiem kann auch in den nächsten Monaten gut angreifen. „Ich bin mit meinem Spiel schon seit zwei Monaten wirklich glücklich. Es ist eine wirklich gute Situation für mich, ich bin Nummer 4 im Race.“Und an der Favoritenr­olle für Paris hat auch Thiem ohnehin keine Zweifel. Schließlic­h hat er es am Sonntag am eigenen Leib verspürt: „Rafa ist auf Sand derzeit der Beste. Irgendwie sind Djokovic und Murray in dieser Saison noch nicht auf ihrem Toplevel.“Der Einzige, gegen den Nadal dieses Jahr mehrmals verloren hat, ist Roger Federer. „Und Rafa ist auf Sand über ihn zu stellen.“Schließlic­h habe Nadal in Monte Carlo nur einen, in Barcelona gar keinen Satz verloren.

 ??  ??
 ?? BILD: SN/APA/AFP/JOSEP LAGO ?? Dominic Thiem hat 2017 vor allem auf Sand noch viel vor.
BILD: SN/APA/AFP/JOSEP LAGO Dominic Thiem hat 2017 vor allem auf Sand noch viel vor.
 ??  ?? Günter Bresnik, Trainer
Günter Bresnik, Trainer

Newspapers in German

Newspapers from Austria