Abwehr lässt Zidane grübeln
„Löchrig wie ein Sieb“: Die Hintermannschaft von Real Madrid macht ihrem Trainer vor dem ersten Champions-League-Halbfinale gegen Stadtrivalen Atlético große Sorgen.
Beim Countdown zum Champions-League-Halbfinale zwischen Titelverteidiger Real Madrid und Stadtrivalen Atlético (heute, Dienstag, 20.45) blicken beide Trainer sorgenvoll nach hinten. Sowohl Reals Zinédine Zidane als auch Diego Simeone werden vor der Wiederauflage der Finals von 2014 und 2016 von Abwehrnöten geplagt. Bei Atlético ist es das von Verteidigern gefüllte Lazarett, bei den Königlichen um Weltmeister Toni Kroos die Abwehrschwäche. „Madrid ist ein Sieb“, titelte die Sportzeitung „Mundo Deportivo“am Montag. Das treibe „Zizou“zum Wahnsinn.
Marcelo symbolisiert das „reale“Problem am besten. Der linke Verteidiger ist vorn meistens hui, hinten aber nicht selten pfui. Mit seinem Tor in der 86. Minute rettete der Brasilianer am Samstag beim 2:1 gegen den FC Valencia die im heißen Liga-Titelkampf gegen den FC Barcelona immens wichtigen drei Punkte. Die meisten Medien stimmen überein: Trotz eines Cristiano Ronaldo, der den FC Bayern mit fünf Toren im Viertelfinale praktisch im Alleingang aus dem Wettbewerb schoss, sind die Außenverteidiger Marcelo und Dani Carvajal mit die besten Sturmwaffen.
Real geht bereits seit 58 Pflichtspielen in Serie nicht mehr leer aus. Dafür gab es in 51 Begegnungen bereits 65 Gegentreffer, in der Champions League ging keine Partie zu null aus. Aber auch bei Atlético hakt es zurzeit hinten. Zwar kassiert der Club wenig Tore, aber im Bernabéu wird Simeone nur vier Abwehrleute zur Verfügung haben. Nach Juanfran und Šime Vrsaljko verletzte sich beim 5:0-Ligasieg in Las Palmas auch noch José María Giménez.
In der Champions League war Real für Atlético in den letzten drei Spielzeiten Endstation. Neben 2014 und 2016 zog man auch 2015 im Viertelfinale den Kürzeren. In der Liga liegt der Club auf dem dritten Platz, zehn Punkte hinter den führenden Real und Barcelona (je 81).
Dennoch herrscht bei den „Colchoneros“, den „Matratzenmachern“, die nie die Königsklasse gewinnen konnten, Optimismus. „Wir haben keine Angst“, beteuert Fernando Torres. „Die beiden Endspiele spielen keine Rolle mehr. Real ist Favorit, aber wir können das schaffen, was keiner Atlético-Generation vor uns gelungen ist“, wurde der 33 Jahre alte „El Niño“von „El País“zitiert.
Real will als erstes Team überhaupt den Königsklassen-Titel verteidigen. Zunächst muss man es ins Finale am 3. Juni in Cardiff schaffen, wo der Sieger des Duells Juventus – Monaco warten wird. Man werde im Hinspiel ein gutes Ergebnis holen müssen, sagte Casemiro auf der Homepage der UEFA. „Wir wissen um Atléticos Stärken, sie stehen verdient im Halbfinale. Sie spielen guten Fußball und sie haben einen großartigen Trainer, der ein Spiel sehr gut lesen kann“, warnte der Brasilianer.