Salzburger Nachrichten

Alle wollen eine Wiederaufl­age

Im Kampf der Box-Generation­en unterlag der 41-jährige Wladimir Klitschko seinem um 14 Jahre jüngeren Widersache­r Anthony Joshua. Das Ringen um einen Rückkampf hat begonnen.

- SN, dpa

Eine Fortsetzun­g des „Thriller of Wembley“folgt – vielleicht. Der Geschäftsm­ann in Wladimir Klitschko würde dem Revancheka­mpf gegen Weltmeiste­r Anthony Joshua sicher zustimmen, in der Hoffnung auf ähnliche Dramatik auch in der Zweitaufla­ge. Aber die sportliche Zukunft des 41-jährigen Box-Altmeister­s, der am Samstag wie der Titelverte­idiger rund 20 Millionen Euro einstreich­en durfte, bleibt offen.

„Wenn ich noch einmal boxe, dann nur gegen Joshua“, sagte Klitschko nach seiner vorzeitige­n Niederlage in einem hochklassi­gen Fight, der Fans und Experten weltweit entzückte.

Großbritan­nien feierte seinen neuen Sporthelde­n. „Anthony Joshua hat die Vorstellun­g seines Lebens gegeben“, resümierte BBC Sport. Für die Tageszeitu­ng „Guardian“ist der „Joshua–KlitschkoT­hriller der größte Kampf, den Wembley jemals erlebt hat“. Fachmann Arnold Schwarzene­gger, einer unter 90.000 im ausverkauf­ten Wembley-Stadion, twitterte: „Einer der besten Kämpfe, die ich je gesehen habe. Hoffe auf ein Rematch.“

Manche Experten hatten befürchtet, der Fight gegen den viel erfahrener­en Klitschko wäre zu früh für den Briten gekommen. Fast hätten sie recht behalten, als der 27Jährige in der sechsten Runde zum ersten Mal in seiner Karriere zu Boden ging und vor dem K. o. stand. „Ich war definitiv erschöpft, aber ich wusste, dass ich mich davon erholen kann“, erklärte Joshua später. Und Klitschko räumte ein, er hätte nachsetzen sollen, wie es sein Bruder Vitali aus seiner Ecke lautstark gefordert hatte. Klitschko, der trotz der Niederlage am Ende mit tosendem Applaus bedacht wurde, blendete seinen Schmerz aus. „Ich habe den Kampf genossen, ihr hoffentlic­h auch. Danke für die großartige Unterstütz­ung“, twitterte er am Sonntag. „Respekt und Gratulatio­n an Anthony Joshua.“

Joshua blieb trotz aller Superlativ­e bescheiden. „Ich freue mich vor allem, dass es ein großartige­r Kampf war“, erklärte er. Zugleich lobte er seinen unterlegen­en Gegner: „Zum Tanzen braucht man zwei – also großen Respekt vor Klitschko.“Der Olympiasie­ger von Atlanta lächelte etwas gequält.

Ob sich die beiden noch einmal im Ring begegnen, ließ Klitschko trotz Rückkampfk­lausel in seinem Vertrag offen und bat sich Bedenkzeit aus. Joshua hingegen betonte: „Wenn er ein Rematch will, kämpfe ich gern gegen ihn.“

Joshua hat den „ultimative­n Respekt“vor Klitschko. „Ich glaube, er würde gern noch einmal kämpfen, weil ein Kämpfer der Letzte ist, der weiß, wann er aufhören soll. Aber sein Team und sein Bruder könnten ihn anders beraten.“Aus Klitschkos Sicht müsste der Kampf gegen den 14 Jahre Jüngeren aber noch in diesem Jahr stattfinde­n – die Uhr tickt.

Allerdings könnte auch ein Duell gegen Klitschko-Bezwinger Tyson Fury aus Sicht Joshuas einen gewissen Thrill entwickeln. Noch im Ring forderte der Weltmeiste­r Fury zum Kampf. Die Sache hätte allerdings einen Haken. Joshuas Landsmann, der gesundheit­liche Probleme hat und zurzeit rund 140 Kilo wiegen soll, ist im Moment nicht im Besitz einer Box-Lizenz. Außerdem steht Fury eine weitere Anhörung vor der britischen Anti-Doping-Agentur bevor.

Käme der Joshua–Fury-Kampf dennoch, hätte sich die Revanche gegen Klitschko wohl erledigt. Dann könnte der Ukrainer mit der Gewissheit in den Ruhestand wechseln, mit dem 69. und vielleicht besten Karriereka­mpf abgetreten zu sein – trotz der Niederlage.

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BILD: SN/APA/AFP Der Moment, in dem Wladimir Klitschko im WM-Kampf gegen Anthony Joshua fiel. Jetzt hoffen viele Boxfans auf eine Wiederholu­ng.
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