Salzburger Nachrichten

Karl Marx geistert durch die Innenpolit­ik

Eine Broschüre im Sowjetstil soll die eigenen Funktionär­e für den Kampf um die Stimmen des Mittelstan­ds mobilisier­en.

- Alf

Die ÖVP hat am Montag Bundeskanz­ler und SPÖ-Chef Christian Kern mit einer Broschüre frontal angegriffe­n. Der Kanzler wird dabei in die Nähe der kommunisti­schen Gründervät­er Karl Marx und Lenin inklusive Hammer und Sichel gerückt. Gewarnt wird auf 58 Seiten vor allem vor einer rot-grünen Regierung. Mit der Aktion reagiert die ÖVP offenbar auf das verstärkte Werben der SPÖ um den Mittelstan­d. So war Kanzler Kern als Pizzabote unterwegs. Für die Volksparte­i hat die Broschüre nichts mit Wahlkampf zu tun.

Die ÖVP attackiert die SPÖ. Und zwar mit einer Broschüre, in der vor einer rot-grünen Regierung gewarnt wird. Auf 58 Seiten wird in zehn Thesen aufgeliste­t, was der Mittelstan­d in einem solchen Fall zu erwarten hätte. Darunter: „Du darfst keine Leistung zulassen“, „Du darfst den Jungen keine Chancen geben“oder „Du darfst keine Begabung fördern“. Und noch ein Grund, warum sich der Mittelstan­d fürchten sollte: „Kommt Rot-Grün, drohen innerhalb kürzester Zeit eine Entwertung der Arbeitslei­stung und der Kollaps unseres Sozialstaa­ts“, ist zu lesen. Dass Bundeskanz­ler Christian Kern in der Publikatio­n in die Nähe der kommunisti­schen Gründervät­er Karl Marx und Wladimir Lenin inklusive Hammer und Sichel gerückt wird, ist da nur logisch.

ÖVP-Generalsek­retär Werner Amon sagt, es handle sich um eine „Informatio­nsbroschür­e für unsere Funktionär­e“. Es sei keine Wahlkampfb­roschüre. Vielmehr werde aufgezeigt, was im Fall einer rotgrünen Koalition drohe. In Wien hätten sich die Schulden unter Rot-Grün von drei auf sechs Milliarden Euro verdoppelt, argumentie­rt Amon. Dass Kern in der Publikatio­n in die Nähe von Marx und Lenin gerückt wird, rechtferti­gte er mit den Umverteilu­ngsplänen der SPÖ am Beispiel der kalten Progressio­n: „Das ist schon gelebter Sozialismu­s.“

Mit der Broschüre reagiert die ÖVP auch auf das verstärkte Werben der Sozialdemo­kratie um den Mittelstan­d. Zuletzt etwa durch die Aktion von Kanzler Kern, der als Pizzabote unterwegs war, um sich die Sorgen und Nöte der Bürgerinne­n und Bürger anzuhören.

Die SPÖ kommentier­te die ÖVP-Broschüre nicht. „Das richtet sich von selbst“, hieß es. Der Kanzler selbst nahm es mit Humor: Kern änderte sein Profilbild auf Facebook auf jenes Porträtfot­o, das die ÖVP als Titelbild für das „Rot-Grün Manifest“verwendet.

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BILD: SN/PICTUREDES­K Seite 2
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BILD: SN/APA Karl Marx schrieb das „Kommunisti­sche Manifest“, die ÖVP eines über die Abgründe von Rot-Grün.

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