Mit den Gorillaz im Geisterhaus tanzen
Damon Albarn hat seine Comic-Band Gorillaz wiederbelebt. Mit deren neuem Album lässt sich der Frust über die Welt gut wegtanzen.
SALZBURG. Einen Plan gab es nicht. „Ich wusste anfangs nicht, mit wem ich zusammenarbeiten würde. Das hat sich ergeben, als ich die Platte produziert habe“, sagt Damon Albarn. Nach sieben Jahren Pause schickt er seine Comic-Band Gorillaz wieder los. Klar war nur, dass er ein „schnelles, elektronisches Album machen“wollte. Und weil Albarn Pop immer mit Haltung verbindet, war auch klar, dass es ein Album „für ungewisse Zeiten“werden musste. Brexit, Trump, eine Welt in Unsicherheit und Angst, das prägt das neue Werk „Humanz“.
Albarn war in den 1990ern als Frontman der Band Blur bekannt geworden. Nach Blur gründet er mit dem Zeichner Jamie Hewlett das Projekt Gorillaz, in dem Comic-Avatare die Band bilden. Der 49-jährige Brite veröffentlichte mehrere Alben mit afrikanischen Einflüssen, schrieb Opern und beteiligte sich an diversen Pop-Projekten. Als wachsamer Kopf spielt der Blick auf die Lage der Welt stets eine bedeutende Rolle in seinem Werk. Und sein Blick auf die Welt ist düster. „Natürlich war die Lüge immer schon ein Teil des politischen Geschäfts, aber nie derart offensichtlich und hemmungslos wie heute“, sagt er im Interview mit dem „Spiegel“. Was die Rolle der Popmusik im aktuellen gesellschaftlichen Diskurs betrifft, ist er skeptisch. „Es wäre schön, wenn sich Pop als verantwortungsbewusste Kunstform neu erfinden könnte. Aber das sehe ich im Moment nicht.“
Zumindest die Gorillaz werden wieder im Bewusstsein losgeschickt, dass Musik eine Botschaft braucht. Gebaut wird dafür auch ein Horrorhaus, das sich jetzt schon in einem 360-Grad-Video anschauen lässt. Zur Albumveröffentlichung wurde am Wochenende bekannt, dass dieses „Haunted House“live zu sehen sein wird, bei wenigen Shows. In Wien spielen die Gorillaz am 2. November.
20 neue Stücke gibt es auf „Humanz“zu hören. So plakativ wie Albarn in Interviews die Lage der Welt bespricht, ist der politische Inhalt der Musik nicht. Eher breitet sich eine Grundstimmung der Ungewissheit aus. Albarn lässt die dunkle Stimmung aber nicht gewinnen.
Wenn irgendwo Frust und Ohnmacht zu Hause sein sollten, dann werden die auf diesem Album nicht psychologisch zerdacht und in Pop gegossen. Stattdessen lässt sich das Grundgrummeln einer Welt, die sich da und dort in rasantem Tempo verändert, zum durchaus bewährten Mix aus Pop, Hip-Hop, Reggae und Elektro wegtanzen. Bei der Auswahl der Mitstreiter muss das auch nicht verwundern. Wie immer tritt Albarn in den Hintergrund und überlässt unter anderem Disco-Diva Grace Jones, Soulsängerin Mavis Staples und diversen Rappern die große Bühne.